Zu guter Letzt 07/11: Alles „DIÄT“ oder was?

Wer kennt es nicht, das Wort „Diät“, das uns plakativ auf vielen Produktverpackungen als „Werbestempel“ entgegenspringt. So werden Verbraucher auf ein Produkt aufmerksam gemacht und positive Assoziationen geweckt. Viele Verbraucher wissen aber nicht, was mit dem Wort „Diät“ tatsächlich gemeint ist.

Viele glauben, es handele sich bei einem Diätprodukt immer um ein Lebensmittel, das zum Abnehmen geeignet ist. Andere wieder denken, dass „Diät“ einen gewissen Gesundheitsnutzen im Vergleich zum „normalen“ Lebensmittel birgt. Beim Kauf eines Diätproduktes sind sie überzeugt davon, das gesündere und bessere Produkt zu kaufen. Bewusst wurde mir das Gewirr an Interpretationen für den Begriff „Diät“ durch ein Interview mit einer Diabeteszeitschrift.

„Was bedeutet die Produktkennzeichnung ‚Diät’ für Menschen mit Diabetes?“, war die Frage. Ich erklärte die komplexen Zusammenhänge der Lebensmittelkennzeichnung, die Definition von diätetischen Lebensmitteln und führte den Nutzen von Light- und mit Süßstoff gesüßten Produkten für Menschen mit Diabetes aus. Am Ende meiner Erläuterungen schaute ich in ein Gesicht, in dem ein großes Fragezeichen stand. Meine Interviewpartnerin meinte: „‚Diät‘ kann ja alles bedeuten, wie sollen Patienten mit Diabetes denn verstehen, welche Lebensmittel Ihnen tatsächlich nützen?“

Da ist was dran …

Die Produktkennzeichnungen zuckerfrei, zuckerarm oder Lebensmittel ohne Zuckerzusatz signalisieren die Eignung für Diabetiker schon eher als das Wort „Diät“. Aber selbst diese Kennzeichnungen hilft Menschen mit Diabetes im Therapie-Alltag nicht unbedingt weiter. Zur Durchführung einer erfolgreichen Diabetestherapie benötigen Diabetiker Informationen zum Kohlenhydratgehalt pro Stück oder pro Portion eines Lebensmittels. Tatsächlich werden Lebensmittel aber mit Angaben pro 100 g Lebensmittel gekennzeichnet.

Die Folge: Zirka 7–8 Millionen Menschen mit Diabetes , müssen per Dreisatzrechnung die Kohlenhydratmengen pro Portion/Stück aus den Angaben pro 100 g Produkt errechnen. Viele Diabetiker haben dabei aber leider Schwierigkeiten und machen Fehler.
Das Ergebnis: Sie arbeiten bei der BE/KE-Berechnung mit falschen Ergebnissen. Die Folge davon sind erhöhte Blutzuckerwerte.

Ideal sind natürlich Kohlenhydratangaben pro Stück oder Portion. Dies würde den Diabetes-Alltag einfacher machen und dabei helfen, hohe Blutzuckerwerte zu vermeiden. In Anbetracht dessen, dass sich die Patientenzahl Expertenaussagen zufolge in den nächsten 10 Jahren etwa verdoppeln wird, ist das sicherlich eine sinnvolle Anregung für die Lebensmittelindustrie.

Ihre

Heike Reckenwald

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 07/11 auf Seite 400.

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