DIfE: Neue Übergewichtsgene identifiziert

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung und des Universitätsklinikums Leipzig haben zwei Gene identifiziert, die im Fettgewebe adipöser Menschen verstärkt aktiv sind und die Fetteinlagerung im viszeralen Fettgewebe begünstigen.

Die Forscher am DIfE führten zunächst Kreuzungsexperimente mit Mausmodellen durch, um Gene zu identifizieren, die an der Entstehung von Übergewicht beteiligt sind. Hierbei verpaarten sie Mäuse eines zu Übergewicht neigenden und Mäuse eines normalgewichtigen Mausstamms miteinander. In der Folge konnten sie auf einem Chromosom einen Bereich eingrenzen, der stark mit Übergewicht assoziiert ist. Weiterführende Analysen dieses Bereichs identifizierten letztendlich das Ifi202b-Gen, das zur Ifi200-Genfamilie gehört, als Übergewichts-Gen.

Mäuse, die das intakte Gen von ihren Eltern geerbt hatten, wurden schnell übergewichtig. Dagegen blieben die Nachkommen normalgewichtig, wenn sie von ihren Eltern eine durch eine natürliche Mutation funktionslos gewordene Variante des Gens vererbt bekommen hatten.

Wie anschließende Untersuchungen des Fettgewebes und in Kultur gehaltener Zellen zeigten, reguliert das vom intakten Ifi202b-Gen abgeleitete Protein ein bestimmtes Enzym im Fettgewebe. Dieses wandelt das biologisch inaktive Kortison in das aktive Hormon Kortisol um. Je stärker das Ifi202b-Gen aktiviert war, desto mehr Enzym konnten die Forscher im Fettgewebe nachweisen – ein wichtiger Hinweis darauf, dass auch das im Gewebe produzierte Kortisol bei der Entstehung von Übergewicht eine Rolle spielt.

Nachdem die Genfamilie identifiziert war, untersuchte das Team die entsprechenden Gene bei 53 normalgewichtigen und 221 krankhaft übergewichtigen Personen und wurde fündig: Zwei Gene der menschlichen Ifi- Genfamilie, IFI16 und MNDA, sind ebenfalls mit Übergewicht assoziiert. Sie sind im viszeralen Fettgewebe übergewichtiger Menschen sehr viel stärker aktiv, wobei die Größe der Fettzellen mit steigender IFI16- und MNDA-Genaktivität zunimmt.

Literatur: Vogel H, Scherneck S, Kanzleiter T et al. (2012) Loss of function of Ifi202b by a microdeletion on chromosome 1 of C57BL/6J mice suppresses 11 -hydroxysteroid dehydrogenase type 1 expression and development of obesity. Human Molecular Genetics; Advance Access published June 12, 2012 hmg.oxfordjournals.org/content/early/2012/06/12/hmg.dds213.full.pdf 

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Pressemeldung vom 13.06.2012

Den Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 08/12 auf Seite 433.

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