Zöliakie bleibt zu oft unerkannt – neue Leitlinie

Mindestens 4 von 1 000 Menschen in Deutschland haben eine Zöliakie. Bei der angeborenen Autoimmunerkrankung kommt es – ausgelöst durch das Klebereiweiß Gluten in Getreideprodukten – zu einer Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Durchfall, Nährstoffmangel, aber auch Müdigkeit, Depressionen oder z. B. Migräne können die Folge sein. Allerdings zeigen sich häufig auch keine klar umrissenen Symptome.

Von „einer hohen Anzahl an erkrankten, aber nicht diagnostizierten Personen“ gehen Experten der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in ihrer neuen S2k-Leitlinie „Zöliakie“ aus. Eine ganze Reihe von Erkrankungen kann mit einer Zöliakie einhergehen. Hierzu gehören v. a. andere Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes oder autoimmune Schilddrüsenentzündungen. Aber auch unklare Leberwerterhöhungen, rheumatische Beschwerden, eine leichte Blutarmut oder Osteoporose sind nicht selten mit einer Zöliakie verbunden.

„Bei diesen Risikopersonen und nahen Verwandten von Betroffenen sollten Ärzte einen Zöliakie-Test empfehlen“, meint Prof. Detlef Schuppan, Leiter der Zöliakie-Ambulanz am Universitätsklinikum Mainz und einer der Koordinatoren der neuen Leitlinie. Häufig merkten die so entdeckten Zöliakie-Patienten erst mit der glutenfreien Diät, dass es ihnen unter glutenhaltiger Ernährung deutlich schlechter gegangen ist.

Um eine Zöliakie nachzuweisen, untersuchen Mediziner das Blut auf die i. d. R. erhöhten Autoantikörper gegen das Enzym „Gewebetransglutaminase“. Wenn die Patienten sich bis zuletzt glutenhaltig ernährt haben, können die Ärzte damit die Erkrankung i. d. R. von ähnlichen Leiden wie der Weizenallergie oder einer Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität unterscheiden. Ist das Ergebnis nicht eindeutig, können genetische Risikomarker im Blut Aufschluss geben. Den Verdacht bestätigt dann die Untersuchung von Gewebeproben aus dem Dünndarm.

Die neue Leitlinie soll dazu beitragen, Ärzte darin zu trainieren, Zöliakie in ihren verschiedensten Erscheinungsformen zu identifizieren und richtig zu behandeln. Sie findet sich auf der Internetseite der DGVS unter www.dgvs.de/leitlinien/ sowie auf der Seite der Deutschen Zöliakie Gesellschaft unter www.dzg-online.de.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Deutsche Zöliakie Gesellschaft, gemeinsame Pressemeldung vom 18.06.2014

Einen Beitrag zu glutenfreien Getreiden und Pseudogetreiden finden
Sie in diesem Heft in „Ernährungslehre und Praxis“ ab Seite S.31.

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 08/14 auf Seite M418.

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