Zukunftsforschung: Sport ist im Trend – Deutsche wollen sich bewegen

Bewegungsmangel und Vereinssterben – das sind die pessimistisch stimmenden Schlagworte der Gesundheitsexperten zur Situation der Deutschen bezüglich Sport. In einer neuen Studie hat nun das Zukunftsinstitut untersucht, welchen Stellenwert Sport und Bewegung in unserer Gesellschaft künftig haben werden.

Mit überraschendem Ergebnis: Statt allseits beklagten Sportmuffel-Klischees war unsere Gesellschaft offensichtlich noch nie so an Sport und Bewegung interessiert wie heute. Doch Sport wird in Zukunft anders verstanden, so die Ergebnisse der Studie. Rekorde, Wettkampforientierung und Leistung werden zunehmend vom Wunsch abgelöst, ein neues Lebensgefühl in den Alltag zu integrieren. Das Entscheidende für die Sportgesellschaft des 21. Jahrhunderts: Es geht nicht darum, den richtigen oder falschen Sport, das richtige oder falsche Maximum an Bewegung zu vermitteln, sondern den Menschen in ihren speziellen Lebenssituationen und in ihren individuellen Bedürfnissen Zugang zu den unterschiedlichsten Facetten der Bewegungsmöglichkeiten zu verschaffen.

Die Studie „Sportivity“ gibt aufschlussreiche Hinweise darauf, an welchen Stellen unsere Gesellschaft mit Bewegungsmangel kämpft. Ein wichtiger Faktor scheint die Berufstätigkeit zu sein, die Menschen – gegen ihren Willen – vom Sport fern hält. Während junge und in immer größerer Zahl auch alte Menschen einen hohen Bewegungsindex haben, zwingen starre Arbeitsstrukturen jeden zwischen Ausbildung und Rente zur körperlichen Faulheit. Eine Antwort auf das Problem sehen die Zukunftsforscher nicht in einer Ausweitung klassischer Betriebssportprogramme, sondern eher in einer Flexibilisierung von Arbeits- und Sportkultur. Z. B. für die „Casual-Sportler“, für die Ad-hoc-Bewegung und Sport überall möglich sein soll, was den öffentlichen Raum v. a. in Städten vor neue Herausforderungen stellt.

Weitere Phänomene sind die Gleichstellung von persönlicher Fitness und Karriere im Bewusstsein der Menschen, der scheinbar grenzenlose Wunsch einiger nach Leistungssteigerung und extremen Herausforderungen im Sport, die Zunahme des „Fashion“-Bewusstseins von Sportlern und die Veränderung des „community“-Gedankens beim Sport, in dem der traditionelle Sportverein durch alternative „communities“ ergänzt wird. Die schlussfolgernde These der Forscher lautet: Künftig brauchen wir ein Recht auf Bewegung.

Literatur: Huber T, Kirig A, Muntschick V. Sportivity. Die Zukunft des Sports (2014)

Quelle: Zukunftsinstitut, Pressemeldung vom 15.07.2014

 Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 08/14 auf Seite M414.

Bildquelle: © Martinan/thinkstock

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