Neurologie und Ernährung: Gesunde Ernährung schützt das Gehirn
- 13.08.2015
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- Redaktion
Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall können sich womöglich durch gesunde Ernährung vor geistigem Abbau schützen. Welche Nährstoffe für den positiven Effekt verantwortlich sind und ob auch andere Faktoren wie eine verminderte Kalorienzufuhr positiv auf das Gehirn wirken, wird derzeit weltweit intensiv untersucht. Für eine aktuelle Studie1 wertete ein Forscherteam von der kanadischen McMaster University, Hamilton, die Daten von zwei großen Untersuchungen zur Wirkung blutdrucksenkender Medikamente neu aus.
Die Studien umfassten 27 860 Teilnehmer aus 40 Ländern, Mindestalter: 55 Jahre. Die Studienteilnehmer hatten Herzerkrankungen oder ein hohes Risiko für Diabetes mellitus Typ 2. Gemessen wurde ihre geistige Leistung anhand des Mini-Mental-Status-Test (MMST), zu Beginn der Untersuchung und erneut nach fünf Jahren. In diesem Zeitraum beobachteten die Forscher bei etwa jedem sechsten Studienteilnehmer eine Verschlechterung der kognitiven Leistungen. Diese Informationen stellten Smyth et al. den Ergebnissen aus einer Befragung zu den Essgewohnheiten der Studienteilnehmer gegenüber: Die Studienteilnehmer, die sich am gesündesten ernährten, hatten ein um 24 % geringeres Risiko für geistigen Abbau im Vergleich zu denen, die sich besonders ungesund ernährten.
Als „gesund“ galt dabei eine Ernährungsweise mit viel Obst, Gemüse, Nüssen oder Eiweiß aus Soja sowie bei tierischen Lebensmitteln die Formel „mehr Fisch als Fleisch“ – im Gegensatz zum Konsum von z. B. viel frittiertem Essen oder Alkohol. Die Ergebnisse legen nahe, dass gesundheitsförderliche Essgewohnheiten nicht nur das Herz-Kreislauf-Risiko, sondern auch das Risiko für kognitive Störungen, insbesondere bezüglich Aufmerksamkeits- und Kontrollfunktionen, aber auch von Gedächtnisstörungen, senken könnten. Nicht beantworten kann die Studie, welche Inhaltsstoffe von „gesunden Lebensmitteln“ letztlich für die positiven Effekte verantwortlich waren. Dies wird weltweit intensiv untersucht. Mögliche Substanzen sind n3-Fettsäuren, B-Vitamine und Nährstoffe, die eine Kalorienrestriktion imitieren, mit positiven Auswirkungen auf den Glukose- Stoffwechsel. Hierzu gehören z. B. das in Weintrauben enthaltene Resveratrol oder die für den Zellstoffwechsel wichtigen Polyamine, die u. a. in Weizenkeimlingen oder Sojabohnen enthalten sind.
Literatur: 1. Smyth A, Dehghan M, O’Donnell M et al. (2015) Healthy eating and reduced risk of cognitive decline: A cohort from 40 countries. Neurology 84: 2258–2265
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Pressemeldung vom 30.06.2015
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 08/15 auf Seite M437.