Rezensionen 09/06

Taschenbuch für Lebensmittelchemiker

In der zweiten Auflage verbindet das „Taschenbuch für Lebensmittelchemiker“ in einem ausführlichen Überblick rechtliche, warenkundliche und technologische Aspekte von Lebensmitteln sowie Bedarfsgegenständen und Kosmetika. Die Auflage erscheint mit 1162 Seiten in einem Band und ist damit etwas handlicher als die erste Auflage in drei Bänden.

Es handelt sich nicht nur um eine Aktualisierung, sondern eine Überarbeitung der ersten Auflage, an der viele neue Autoren mit sehr guter Sachkompetenz aus Praxis und Wissenschaft mitgewirkt haben. Zeitnah erschienen zu dem In-Kraft-Treten des neuen Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches schließt es in dieser Form eine Lücke zwischen Lehrbüchern im Bereich der Lebensmittelchemie und -technologie und den Kommentaren und Texten zum Lebensmittelrecht. Es vermittelt eine Einsicht in die relevanten Themen, die das Arbeitsgebiet von Lebensmittelchemikern auszeichnet.

Gleichzeitig bietet es die Möglichkeit, sich einen guten Überblick zu verschaffen und mittels der Literaturhinweise weiterführende Informationen zu beschaffen. Besonders hervorzuheben sind die produktbezogenen Kapitel mit den Unterkapiteln Gruppen, Beurteilungsgrundlagen, Warenkunde und Qualitätssicherung. Der Bereich der Analytik von Lebensmitteln wird nur kurz in einem Kapitel über moderne Analyseverfahren behandelt und bleibt somit nach wie vor spezieller Literatur zur Lebensmittelanalytik vorbehalten. Hingegen werden besondere Themen der Analytik wie Pflanzenschutz- und Tierbehandlungsmittel sowie umweltrelevante Rückstände in eigenständigen Kapiteln behandelt.

Das Buch trägt mit den Kapiteln über die Rechtsordnung der EU, der Organisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes sowie dem Qualitätsmanagement in der Lebensmittelindustrie wichtigen Änderungen und neuen Schwerpunktsetzungen Rechnung, die sich auf den verschiedenen Ebenen des Verkehrs mit Lebensmitteln ergeben haben. Dies gilt insbesondere dem Aspekt einer ganzheitlichen Betrachtung der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln (farm to fork). Weitere Gebiete betreffen die neuartigen und gentechnischen Lebensmittel, denen ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Für Ernährungswissenschaftler ist insbesondere das neue Kapitel „Abgrenzung Lebensmittel – Arzneimittel“ hervorzuheben, das viele strittige Punkte, die die Entwicklung und Vermarktung von Functional Foods betreffen, behandelt. Ebenfalls wurde ein gesondertes Kapitel dem Thema „Lebensmittel für eine besondere Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel“ gewidmet.

Der Anspruch des Buches, eine Referenz für den gesamten deutschsprachigen Raum zu sein, wird sich durch die drei Kapitel zum amtlichen Vollzug der Lebensmittelkontrolle in Deutschland, Österreich und Schweiz, voraussichtlich auch erfüllen. Der neue Titel, der sich nur noch auf Lebensmittelchemiker, nicht aber mehr auf Lebensmitteltechnologen bezieht, ist im Hinblick auf die Ausrichtung des Buches verständlich, allerdings ist die Zielgruppe nach wie vor breit und spricht alle Interessierten, die sich mit Themen der Herstellung, Beurteilung von Qualität sowie dem Vertrieb von Lebensmitteln befassen, an.

Die letzten Kapitel des Buches befassen sich mit angrenzenden Wissensgebieten und deren Definitionen (Ernährungswissenschaft, Lebensmittelphysik, Lebensmitteltechnologie und -toxikologie). Die Zielsetzung bleibt allerdings etwas unklar. Einzig das Kapitel der Lebensmittelphysik liefert Beiträge zur modernen Lebensmittelanalytik und Qualitätssicherung und steht somit im Zusammenhang mit dem Kapitel über ausgewählte moderne Lebensmittelanalyseverfahren.

Insgesamt ist das Buch sehr empfehlenswert und der Preis mit € 89,95 angemessen. Die Grundlagen werden komprimiert darstellt, somit eignet es sich als Nachschlagewerk. Darüber hinaus werden Fallbeispiele (z. B. Kontamination von Futtermitteln) behandelt, die den Praxisbezug des Buches unmittelbar verdeutlichen. Karin Schwarz, Kiel

Frede, W. (Hrsg.): Taschenbuch für Lebensmittelchemiker. Lebensmittel – Bedarfsgegenstände – Kosmetika – Futtermittel. 2. Aufl., Springer Verlag, Heidelberg 2006, XXXIV, 1168 S., 34 Abb., 78. Tab., 89,95 €.

und


RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie

Wer es gewohnt ist, sich seit 1947 im und am RÖMPP Lexikon Chemie zu orientieren und in dieser Zeitschrift 1995 als „gelernter“ Lebensmittelchemiker die 1. Auflage vom RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie rezensiert hat, setzt 11 Jahre später naturgemäß große Erwartungen in eine 2., aktualisierte und zwangsläufig erheblich erweiterte Auflage.

Längst hat die aus der pharmazeutischen und der Naturstoffchemie hervorgegangene Disziplin den Paradigmenwechsel von einer ursprünglich strengen Ausrichtung auf die Lebensmittelüberwachung und ihre analytisch-statische Betrachtungsweise zu einer interdiziplinär-dynamischen, alle Aspekte und Facetten der eigentlichen Zweckbestimmung von Lebensmitteln umfassenden vollzogen, nämlich Mittel zum Leben zu sein. Darüber hinaus sind biologische und chemische Abläufe zwischenzeitlich bis in den zellulären und molekularen Bereich einsichtig geworden.

Das hat die Lebensmittelchemie vom einer abgegrenzten Teildisziplin der Chemie zu einer der Life Sciences werden lassen. Sicher geht es im zu besprechenden Werk vorrangig immer noch und wieder neu um die Untersuchung und Beurteilung von Lebensmitteln, Bedarfsgegenständen, Verpackungsmitteln, Kosmetika und tabakhaltigen Erzeugnissen, um Definitionen, Inhalts- und Zusatzstoffe sowie deren Beschreibung und Charakterisierung, um Funktionen, die Analytik und eintretende Veränderungen einschließlich der Prozessabläufe beim Bearbeiten und Zubereiten von Lebensmitteln.

Inbegriffen sind ebenso weiterhin Technologie, Mikrobiologie und Hygiene, Warenkunde und Lebensmittelrecht. Um den dazu vorliegenden gewaltigen Datenpool zu erfassen und zu bewältigen, war es zweifellos äußerst hilfreich, auf den von Römpp Online zurückzugreifen. Die stärkere Beachtung ernährungsphysiologischer und toxikologischer Gesichtspunkte hat dabei mehr oder minder die biochemischer, molekularbiologischer und ökologischer nach sich gezogen.

Wenngleich noch nicht alles berücksichtigt ist, was von Lebensmitteln auf Lebensvorgänge Einfluss nimmt (z. B. Ansätze der Nutrigenomik), die Komplexität des Stoffes und dessen Aktualisierung drängen gleichermaßen zum Beschränken wie zum Beeilen. Kritisch betrachtet, gilt es zu betonen : Dies ist kein Lebensmittel-Lexikon. Es ist ein RÖMPP, und der ist wieder einmal gelungen. Berthold Gaßmann, Nuthetal

Eisenbrand, G., Schreier, P. (Hrsg.): RÖMPP Lexikon Lebensmittelchemie. 2. überarb. u. erw. Aufl., Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2006, 1331 S., 5700 Stichwörter, 15000 Querverweise, über 900 Strukturformeln u. Abb., 400 Tab., geb., 149,95 €

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