Ernährungswissenschaft europäisch: FENS-Kongress in Berlin

  • 13.10.2015
  • Print-Artikel
  • Prof. Dr. Helmut F. Erbersdobler
  • Prof. Dr. Helmut Heseker

Die Ernährungswissenschaft hat sich in Deutschland seit den späten 1960er Jahren aus sehr bescheidenen Anfängen sowohl quantitativ und qualitativ als auch in der öffentlichen Wahrnehmung überaus positiv entwickelt. Viele unserer Leserinnen und Leser konnten als Zeitzeugen dieser Erfolgsgeschichte beobachten, dass sich in einem überschaubaren Zeitraum in unserem Land die Anzahl der Hochschulen mit ernährungswissenschaftlichen Lehr- und Forschungseinrichtungen vervielfacht hat. Zugleich fand und findet eine starke Ausdifferenzierung unserer Wissenschaftsdisziplin statt und Kolleginnen und Kollegen können die Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeiten heute ganz selbstverständlich auch in hochrangigen international bedeutsamen Peer-Review-Journalen publizieren sowie große nationale oder europäische Forschungsverbünde koordinieren.

Gleichzeitig konnte sich die Ernährungswissenschaft vielfach aus den Fesseln der Fremdbestimmung befreien: An vielen Hochschulen wurde sie in eigenständige Fachbereiche oder Fakultäten überführt, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtete inzwischen im Fachkollegium Medizin ein eigenes Fach Ernährungswissenschaften ein und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wurden gerade mehrere Kompetenzcluster zur Ernährungsforschung neu eingerichtet und finanziert.
Zugegeben: Im Vergleich zu anderen Nationen sind wir in Deutschland spät gestartet und haben etwas länger gebraucht, bis entsprechende Infrastrukturen geschaffen und wir auch international wahr- und ernstgenommen wurden. Vor dem Hintergrund dieses gewachsenen Selbstbewusstseins ist es nur folgerichtig, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. als mitgliederstärkste europäische Ernährungsfachgesellschaft mit der Organisation und Durchführung der 12. FENS-Ernährungskonferenz auch international Verantwortung übernimmt und deutlich Flagge zeigt.

Die im 4-Jahres-Rhythmus stattfindenden FENS-Konferenzen haben sich nach ebenfalls bescheidenen Anfängen inzwischen zu Höhepunkten der ernährungswissenschaftlich ausgerichteten Grundlagen- und Anwendungsforschung in Europa entwickelt (=> siehe auch unseren FENS-Countdown von Januar bis September in der Rubrik „Kurz & bündig“). Das gewählte Konferenzmotto Nutrition and health throughout life cycle – Science for the European consumers spiegelt diesen Anspruch sehr gut wider.

Das große Renommee der Veranstaltung und die allgemeine Akzeptanz innerhalb unserer Scientific Community zeigen sich auch daran, dass so gut wie alle eingeladenen Referentinnen und Referenten spontan zugesagt haben. Im Vergleich zu nationalen Kongressen mit oft begrenzten Themenschwerpunkten – vorgetragen von den national bekannten Gesichtern – geben die FENS-Ernährungskonferenzen einen aktuellen Überblick über die gesamte Breite der Ernährungswissenschaft. Dabei zeigen die „besten Köpfe“ Europas darüber hinaus bei vielen aktuell heiß diskutierten Themen den „state of the art“ auf.

Selbstverständlich wird die Ernährungs Umschau bei der FENS-Konferenz in Berlin vertreten sein und nach spannenden Themen und Autoren Ausschau halten. Nichtsdestotrotz sollte es aber ein Muss für alle sein, die an vorderer Front der Ernährungswissenschaft in Forschung oder Transfer tätig sind, sich vor Ort (und noch dazu fast vor der Haustür) über neue Entwicklungen und Trends zu informieren, Vorträge und Diskussionen live zu erleben und sich selbst eine Meinung zu bilden. Wir sehen uns in Berlin!

Ihr Helmut Erbersdobler und Helmut Heseker

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter