Stellungnahme

Zu den Beiträgen „Weiterentwicklung des Curriculums Diätetik in Deutschland“ in den Ausgaben 12/09 und 01/10 der Ernährungs Umschau

Berufspolitische Thesen bzw. Positionspapiere veröffentlicht die Ernährungs Umschau auf den Mitteilungsseiten der von ihr vertretenen Verbände bzw. Fachgesellschaften . Die multidisziplinäre Ausrichtung der Tätigkeitsfelder von Ernährungsfachkräften war bereits Gegenstand zahlreicher Publikationen in dieser Rubrik. Zu den Beiträgen auf den Seiten des VDD in den Ausgaben Ausgaben 12/09 und 01/10 lesen Sie bitte auch die Stellungnahme auf S. 120 in diesem Heft.


Sehr geehrter Herr Buchholz, sehr geehrte Mitautoren,

der VDOE begrüßt die Bestrebungen des VDD, für den verantwortungsvollen Beruf des Diätassistenten eine Hochschulausbildung mit einem verbindlichen Curriculum einzuführen. Oecotrophologen und Ernährungswissenschaftler sind in dieser Hinsicht einen Schritt voraus. Die Hochschulausbildung ist inzwischen an acht Hochschulen und acht Fachhochschulen (z. T. Universities of Applied Sciences) etabliert.

Ein verbindliches Curriculum würden wir uns auch wünschen, ist jedoch aufgrund der autonomen Stellung der Hochschulen nicht möglich. Der Beruf des Diätassistenten hat sich aus dem Beruf der Diätschwester entwickelt. Die Namensgebung, die deutlich machen sollte, dass es sich um eine Gehilfin des Arztes handelt, ist inzwischen von der Wirklichkeit überholt worden.

Das Arbeitsfeld der Diätassistenten – ursprünglich beschränkt auf die patientengerechte Verpflegung im Krankenhaus – hat sich inzwischen bis in die ambulante Versorgung erweitert. Die diätetische Therapie wurde weiterentwickelt zu einer umfassenden Ernährungstherapie und ist – auch dank des Engagements von Ernährungsmedizinern und Ernährungswissenschaftlern – mitten in der Medizin angekommen.

Die Ausbildungsordnung der Diätassistenten, die ursprünglich auf einen Erlass aus dem Jahr 1937 zurückgeht, wurde von Medizinern geprägt und manifestierte die traditionelle Rollenverteilung zwischen Arzt und Diätassistentin. Oecotrophologen und Ernährungswissenschaftler konnten – auch aufgrund ihrer akademischen Ausbildung – diesen Pfad verlassen und haben die Ernährungstherapie aus ihrem Nischendasein geholt. Diätassistenten sind nicht mehr die einzige Berufsgruppe in der Ernährungsberatung und -therapie.

In § 20 und § 43 SGB V sind neben Diätassistenten explizit ebenfalls Oecotrophologen, Ernährungswissenschaftler und Ernährungsmediziner für Tätigkeiten in der Ernährungsberatung und -therapie aufgeführt. Während Diätassistenten vorwiegend in der Diättherapie im stationären Bereich tätig sind, haben Oecotrophologen und Ernährungswissenschaftler ihren Schwerpunkt in der ambulanten Ernährungsberatung und -therapie, die sie auf der Basis einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung eigenverantwortlich durchführen. Ein Alleinvertretungsanspruch in der Ernährungsberatung und -therapie – so wie es in Ihrem Beitrag an mehreren Stellen anklingt – ist weder für Diätassistenten noch für Ernährungswissenschaftler oder Oecotrophologen gerechtfertigt.

Der VDOE und seine im Hochschulbereich tätigen Mitglieder können auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Gestaltung der akademischen Ausbildung zurückblicken und sind in vielen Fällen an der Entwicklung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge beteiligt. Diese Erfahrungen bringen wir gerne ergänzend zur Fachkompetenz der Ernährungsmediziner in die Weiterentwicklung des Curriculums Diätetik ein. Aus unserer Sicht ist es nicht zielführend und weder im Interesse der Patienten noch der Gesellschaft, wenn jede Berufsgruppe „ihr eigenes Süppchen“ kocht.

Für den VDOE: Dr. Maike Groeneveld, Dr. Gabriele Geurtzen, Mitglieder des Vorstands.

Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 03/10 ab Seite 156. Weitere Mitteilungen der Verbände lesen Sie ab Seite 154.

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