Babynahrung: Brauchen Kleinkinder „Kindermilch“?

„Kindermilch“ ist ein Produkt verschiedener Hersteller von Babynahrung, das seit einigen Jahren auf dem Markt ist und als Pulver oder fertige „Milch“ für Kinder ab einem Jahr angeboten wird. Sie folgt damit auf die Säuglingsmilchnahrungen für Kinder unter einem Jahr.

Mit der Kindermilch versuchen die Hersteller einerseits, ein Produkt anzubieten, das dem Bedarf des Kleinkindes genau entsprechen soll: Mit ihrem im Vergleich zu Kuhmilch geringeren Eiweißgehalt soll sie einem zu hohen Eiweißverzehr vorbeugen, welcher aktuell im Zusammenhang mit der Entstehung von Übergewicht gesehen wird. Weiterhin ist sie z. T. mit Vitaminen, Mineralstoffen (u. a. Eisen) und je nach Produkt mit Prebiotika und/oder omega-3-Fettsäuren angereichert und so schon ein „funktionelles Lebensmittel“. Gleichzeitig ist Kindermilch meist gesüßt und aromatisiert (z. B. mit Vanillearoma), was nicht dem Bedarf der Kinder entspricht, sondern sie vielmehr attraktiver gegenüber der viel preiswerteren Kuhmilch machen soll.

In der Produktdarstellung eines Herstellers wird darüber hinaus beschrieben, „warum Kuhmilch [für Kleinkinder] nicht geeignet ist“. Bsp: „Der Eisengehalt ist in Kuhmilch zu gering, um den Bedarf eines Kleinkindes für optimale körperliche und geistige Entwicklung zu decken.“ Eisen wird jedoch vorwiegend auch nicht aus Milch, sondern aus anderen Lebensmitteln aufgenommen. Die Kunden – Kinder und Eltern – sollen mit diesem zweifelhaften Appell an das Gesundheitsbewusstsein der Eltern länger an die Produkte der Babynahrungsunternehmen gebunden werden. Auch ob eine geringe Eiweißaufnahme durch Milchprodukte notwendig ist, ist noch in der Diskussion. Laut Forschungsinstitut für Kinderernährung trägt Milch nur zu 25 % zur Eiweißaufnahme von Kleinkindern bei. Eine geringere Eiweißaufnahme lässt sich dementsprechend also auch ohne spezielle Milchprodukte erreichen, mit einem den Empfehlungen entsprechenden maßvollen Milchverzehr. Dasselbe gilt für die Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Quellen: aid infodienst, Pressemeldung vom 26.01.2011; Internetseiten der Hersteller von Babynahrung

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/11 ab Seite 119.

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