Nutzen oder Risiko? Nanotechnologie im Lebensmittelbereich

Immer mehr Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln werden Nanomaterialen zugefügt. Nanomaterialen messen in mindestens einer Dimension weniger als 100 nm. Durch ihre Größe haben sie neue chemische und physikalische Eigenschaften, so sind sie u. a. chemisch und biologisch reaktiver oder besitzen andere Produkteigenschaften als größere Teilchen der gleichen chemischen Zusammensetzung.

In Lebensmitteln können Nanomaterialien u. a. Geschmack oder Textur verändern, zur verbesserten Kontrolle von Frische und Qualität oder für gesteigerte Bioverfügbarkeit von Nährstoffen angewandt werden. Der BUND zählt zu den Kritikern der Technologie, die auf mögliche Gesundheits- und Umweltrisiken der Nanoprodukte verweisen. Aber auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommt in ihrer Stellungnahme von 2009 zu dem Ergebnis, dass bislang zu wenige Informationen über Nanomaterialen vorliegen.

Aufgrund ihrer geringen Größe und hohen Reaktivität könnten Nanopartikel leichter in den menschlichen Körper gelangen (bzw. die Blut-Hirn-Schranke oder die Plazenta überwinden). Die EFSA plädiert für eine Einzelfallentscheidung bei der Bewertung von Nanomaterialien; das Öko-Institut spricht sich für eine gestufte Einführung von Nanomaterialien aus, in der zunächst der Lebensmittel-, Kosmetik- und Textilsektor im Fokus stehen, da dort aufgrund eines intensiven Körperkontakts ein besonders hoher Vorsorgebedarf besteht. Noch im Jahr 2011 plant die EFSA, neue Leitlinien zur Nanotechnologie in Lebensmitteln zur öffentlichen Diskussion online zu stellen.

Quellen: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) (2008) Aus dem Labor auf den Teller. Die Nutzung der Nanotechnologie im Lebensmittelsektor. European Food Safety Authority (EFSA) (2009) The potential risks arising from nanoscience and nanotechnologies on food and feed safety. Scientific opinion of the Scientific Committee. Question No EFSA-Q-2007-124a Öko-Institut e. V., Pressemeldung vom 03.02.2011

Grünes Licht für ein Nano-Produktregister?
Im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hatte das Öko-Institut Ende 2010 eine Machbarkeitsstudie für ein Nano-Produktregister vorgelegt. „Ein Nano-Produktregister ist eine wichtige Grundlage für Politik und Behörden, um den Einsatz von Nanomaterialien in den verschiedenen Anwendungsfeldern rückverfolgen zu können”, erklärt Martin MÖLLER, Experte für Nanotechnologien am Öko-Institut. Bundesumweltminister RÖTTGEN plädiert dafür, die Vorreiterrolle Deutschlands im Bereich der Nanotechnologien weiter auszubauen. Eine effektive Nutzung werde allerdings nur gelingen, wenn eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung bestehe. Daher setzt sich RÖTTGEN für mehr Risikoforschung und die Einrichtung eines Nano-Produktregisters auf europäischer Ebene ein.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/11 ab Seite 118.

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