Nachhaltiger Fischkonsum*

Ist die Empfehlung der DGE zum Fischverzehr unter Nachhaltigkeitsaspekten vertretbar?

Stefan Bergleiter, Gräfelfing

Fisch ist ein besonders gesundes, attraktives und „modernes“ Lebensmittel, das mit hochwertigem Eiweiß, ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen einen wichtigen Beitrag zur menschlichen Ernährung liefert. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob die ernährungsphysiologisch empfohlene Fischmenge überhaupt von den wildlebenden Beständen in Meeren, Seen, Flüssen bzw. aus der Aquakultur langfristig bereitgestellt werden kann, oder ob Fischverzehr auf diesem Niveau die natürlichen Ressourcen über Gebühr belastet.

Die Empfehlung der DGE und der derzeitige Fischverbrauch

Empfohlen wird derzeit ein Fischverzehr von 80–150 g fettarmem Seefisch und 70 g fettreichem Seefisch (z. B. Makrele, Hering, Tunfisch, Wildlachs, Sardinen) pro Woche. Diese Werte betreffen das Gewicht der Filets, wohingegen die meisten Statistiken zu Fischerei und Fischverbrauch sich auf Lebend-/ Fanggewicht der Fische beziehen (auch im Folgenden wird unter „Fischverbrauch“ stets das Fanggewicht verstanden).

Die Filetausbeute ist bei fettarmen Fischarten generell etwas niedriger (ca. 40 %) als bei fettreichen Fischen (ca. 50 %), sodass sich umgerechnet ein Verbrauch von 15 kg fettarmem und 7,3 kg fettreichem Fisch pro Kopf und Jahr ergibt. Zur Versorgung der Bevölkerung gemäß der DGE-Empfehlung müssten also insgesamt Fische im Gewicht von 22,3 kg pro Kopf und Jahr bereitgestellt werden. Der Fischverbrauch in Deutschland betrug laut Fischinformationszentrum e. V. demgegenüber im Jahr 2009 15,7 kg pro Kopf (2004: 13,8 kg) [1], sodass die DGE-Empfehlung eine Erhöhung um 42 % nahelegen würde.

 Der Weltdurchschnitt lag laut FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) 2009 bei 17,2 kg (2004 bei 16,2 kg); im Jahr 2007 stellte Fisch 15,7 % der weltweiten Versorgung mit tierischem Protein [2]. Dabei ist der Fischverbrauch weltweit sehr unterschiedlich, mit Spitzenwerten von über 60 kg (z. B. Japan, Grönland), hohen Werten von 30–60 kg (z. B. Spanien, Portugal, Frankreich, Norwegen, Thailand), Werten im oberen Bereich der DGE-Empfehlung (z. B. England, China, USA, Australien) sowie Werten knapp darunter (z. B. Deutschland, Russland, Polen, Mexiko, Peru).

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 05/12 von Seite 282 bis 285.

*Überarbeiteter Beitrag zur Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. am 21. und 22. September 2011, Wissenschaftszentrum Bonn

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter