Hunger in der Welt – Fakten, Ursachen, Empfehlungen

Gunnar Breustedt, Kiel; Matin Qaim, Göttingen

Peer-Review-Verfahren | Eingegangen: 25.10.2011 | Akzeptiert: 23.12.2011

Das Thema Hunger stand viele Jahre kaum im Rampenlicht der Medien. Hungersnöte – ausgelöst durch Naturkatastrophen oder Kriege – haben die globale Öffentlichkeit nur gelegentlich und kurzfristig aufgeschreckt. Seit 2008 hat sich die öffentliche Diskussion allerdings unter dem Schlagwort „Globale Ernährungskrise“ erheblich verstärkt und verändert. Der Auslöser waren so genannte Hungerrevolten als Folge ungewöhnlich hoher Lebensmittelpreise. Die Ursachen für die hohen Preise verkürzten sich in der öffentlichen Wahrnehmung auf falsche Agrarpolitik in den Industrieländern, Bioenergie als Konkurrenz für Lebensmittel, Finanzspekulanten auf Agrarmärkten, suboptimale Regeln im Welthandel, hohen Fleischkonsum in den Industrieländern u. ä. All diese Faktoren spielen tatsächlich eine gewisse Rolle, aber die Fokussierung auf jeweils nur einzelne Aspekte ist zu einfach und führt regelmäßig zu unvollständigen Schlussfolgerungen. Im Folgenden stellen wir die Hungersituation in der Welt dar und erläutern wichtige Ursachen, um schließlich Maßnahmen darzulegen, die helfen können, den Hunger zu reduzieren.

Seit wenigen Jahren hat das Thema Hunger unter dem Stichwort „Globale Ernährungskrise“ wieder globale, öffentliche Aufmerksamkeit erlangt. Wir versuchen zu erklären, warum ungefähr 1 Mrd. Menschen hungern, und schließen mit den Empfehlungen: Kurzfristig sollte die Politik die Förderung der Bioenergienutzung überdenken, eine höhere Transparenz der Agrarmärkte durch bessere und schnellere Informationen über Produktion und Lagerhaltung anstreben und auf eine Selbstverpflichtung der großen Agrarexportländer dringen, auch in Hochpreisphasen keine drastischen Exportbeschränkungen einzuführen.

Langfristig muss die Agrarforschung gestärkt werden, weil Erträge stärker als in der Vergangenheit gesteigert werden müssen – sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern. In vielen Entwicklungsländern müssen die Armutsbekämpfung, der Marktzugang für Kleinlandwirte und die Effizienz in der landwirtschaftlichen Produktionskette verbessert werden. Jeder einzelne kann durch weniger Fleischkonsum und weniger Ressourcenverschwendung einen kleinen Beitrag leisten.

Schlüsselwörter: Hunger, Ernährungssicherung, Bioenergie, Agrarmärkte, Lebensmittelpreise, Entwicklungsländer

Hunger in the World – Facts, Causes, Recommendations

Gunnar Breustedt, Matin Qaim, Göttingen

In the last few years, there has been renewed public interest in the theme of hunger – or “the global food crisis”. We attempt to explain why about one billion people are starving. Our conclusions are that, in the short term, politicians should reconsider support for the use of bioenergy.

We should also strive to increase the transparency of agricultural markets by providing better and more rapid information about production and storage. Finally, important food exporting countries should not reduce or hinder export in phases of high prices. In the long run, agricultural research must be increased in both domains, public and private, as yields must be increased to a greater extent than in the past. This applies both to industrial countries and to developing countries. In many developing countries, the fight against poverty, market access for small farmers and the efficiency of the agricultural production chain must be improved. Each of us can make a small contribution by eating less meat and consuming fewer resources.

Keywords: Hunger, food security, bioenergy, agricultural markets, food prices, developing countries

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 08/12 von Seite 448 bis 455.

PDF Artikel Download für Abonnenten:

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter