Zu guter Letzt: Sommerloch

Irgendwas stimmt nicht in diesem Jahr – richtig: Lebensmittel“skandale“ sind einfach nicht mehr das, was sie früher einmal waren. Nach EHEC-Sprossen, Dioxin-Eiern, Antibiotika-Geflügel und Ekel-Großbäckerei findet der aktuelle Skandal doch buchstäblich vor unseren Augen statt: Auf den Waagen der Fleischtheken in Supermärkten ebenso wie beim Fleischer/Metzger um die Ecke.

Über „niederschmetternde Ergebnisse“ im Rahmen einer vorab angekündigten* Überprüfung berichtete die hessiche Eichbehörde und schaffte es mit dieser Empörung bis in die Boulevardpresse. Da werden doch tatsächlich Folien, Einschlagpapiere und sogar Plastikbehälter mitgewogen und -berechnet, anstelle nach guter kaufmännischer Praxis die Tara-Taste der Waage zu bedienen. Selbst eine kleine Metzgerei würde da innerhalb eines Jahres schnell „500 Euro mehr verdienen“. Ich persönlich mag gar nicht ausrechnen, wie groß das durch diese Trickserei im Geldbeutel jedes einzelnen Kunden entstehende Finanzloch ist, zumal man ja fairerweise die Gratisscheibe Wurst, die „für die Kleinen“ oft über die Theke gereicht wird, gegenrechnen müsste.

Vielleicht müssten sich die deutschen Kunden mit ihrem ohnehin durchschnittlich zu hohen Fleischverzehr für diese „Mindereinwaage“ ja eigentlich bedanken. Die gesundheitlichen Auswirkungen lassen sich allerdings statistisch wohl kaum fassen. Und angesichts subventionierter Preise von Fleisch aus Massentierhaltungen und manch eingetrocknet-verdorbener Aufschnittscheibe in unseren Kühlschränken ist dieser Sommer-Aufreger nun wirklich etwas an der Frischhaltefolie herbeigezogen. Hat ja auch sein Gutes, wenn es aktuell keine anderen „Skandale“ gibt.

Udo Maid-Kohnert

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 08/12 auf Seite 488

*www.eichamt.hessen.de