Zu guter Letzt 01/14: Gute Vorsätze für Ernährungsfachkräfte

Haben Sie sich für 2014 auch etwas vorgenommen? Vielleicht, sich weniger Stress zu machen? Damit würden Sie im Mainstream schwimmen, denn laut einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung von forsa® im Auftrag der DAK1 ist dies der verbreitetste Wunsch der Deutschen für 2014.

Von dem guten Drittel der Befragten, die angaben, einen guten Vorsatz für 2014 zu haben, nannten 57 % das Ziel Stressreduktion. Gleich danach folgte mit 54 % das Vorhaben, sich mehr Zeit für Familie und Freunde zu nehmen. Auch, sich gesünder ernähren zu wollen, wurde immerhin von 47 % genannt, blieb damit aber hinter „sich mehr bewegen/Sport treiben“. Die Ernährung ist damit nur an 4. Stelle. Voraussehbar, könnte man meinen, aber interessant auf der anderen Seite für uns Ernährungsaufklärer/- innen.

Wir sollten immer im Kopf behalten – und das ist eigentlich banal – dass es für Menschen, vor allem wenn sie sich nicht berufsmäßig mit Ernährung beschäftigen, größere Probleme und dringlichere Wünsche gibt als eine gesunde Ernährung. Als Stressfaktoren wurden vor allem Zeitdruck im Beruf, Stress/Ärger in der Familie, Hektik im Alltag, Vereinbarkeit von Beruf und Familie genannt – Probleme, die der Zeitgeist mit sich bringt, wie im Beitrag von HIRSCHFELDER im Special dieses Heftes zu lesen ist.

Personen aus Haushalten mit höherem Einkommen nennen hier häufiger Zeitdruck im Beruf, bei niedrigerem Einkommen werden häufiger Stress/Ärger in der Familie (und auch etwas mehr gesundheitliche Probleme) thematisiert. Die Stressquellen sind nachvollziehbarerweise nach Lebenslagen unterschiedlich. Dabei sind Menschen in sozial schwächeren Lebenslagen insgesamt stärker von chronischem Stress betroffen als solche mit hohem sozioökonomischen Status , vor allem dann, wenn wenig soziale Unterstützung vorhanden ist, die Menschen also mit ihren Problemen allein dastehen2.

Was ergibt sich daraus für unsere Arbeit? Ernährungsbedingte gesundheitliche Probleme sind ernst zu nehmen und es ist unsere Aufgabe, mögliche Wege zur Verbesserung dieser Probleme zu finden. Menschen in schwierigen Lebenslagen, in finanziellen Nöten, mit einem schlechten sozialen Umfeld und mangelnder Ausbildung oder aber unter hohem beruflichen oder familiären Druck müssen aber zunächst darin unterstützt werden, ihre Lage zu verbessern, bevor sie den Raum finden, sich mit einer gesunden Ernährung zu beschäftigen. In verschiedener Weise fördert allein der Stress eine Gewichtszunahme, wie u. a. PETERS schon in Heft 4/2012 der Ernährungs Umschau postulierte3.

Passende Vorsätze für Ernährungsfachkräfte für das neue Jahr wären demnach: Ernährungsforschung, -aufklärung, -beratung etc. noch viel stärker an Zielgruppen ausrichten. Intensiver mit Sozialwissenschaftlern, der Public Health und der Politik zusammenarbeiten, auch in der Forschung. Aufhören, den Menschen immer wieder vorzubeten, wie schädlich doch eine „ungesunde“ Ernährung ist. Stattdessen nach Möglichkeiten suchen, Menschen in sozial schwierigen Lebenslagen zu unterstützen und damit zu öffnen für Fragen der Gesundheit.

In diesem Sinne wünsche ich den Ernährungsprofessionen ein erfolgreiches Jahr 2014.

Sabine Schmidt

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 01/14 auf Seite M64.

1 Quelle: Forsa-Umfrage: Vorsätze 2014. Im Auftrag der DAK. Pressemitteilung der DAK vom 17.12.2013.

2 17 vs. 7 % sind laut DEGS1 von chronischem Stress betroffen. (Quelle: Chronischer Stress bei Erwachsenen In Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl 2013. 56:749–754. DOI 10.1007/s00103-013-1690-9

3 Peters A (2012) Selfish Brain Theorie – Das egoistische Gehirn. Ernährungs Umschau 59: 210–218

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