Zu guter Letzt 03/10: STUPOR für SPA

Meinen „Duden“ werde ich demnächst wohl einmotten, er ist für das Redigieren von Fachbeiträgen unnütz geworden! Zugegeben, die lästige „sag‘ in Denglisch, was du in Deutsch noch nicht zu Ende gedacht hast“- Welle scheint auch bei wissenschaftlichen Publikationen ein wenig abzuklingen (man schreibt nun einfach nur noch englische Begriffe), aber das ist nur ein schwacher Trost.

Denn was helfen mir die Duden-Regeln zur Verwendung von Bindestrichen und Groß-/Kleinschreibung, wenn ich 5-(mal)am-Tag Satzgebilde wie „EsKiMo bedeutet Ernährungsstudie als KiGGS (also Kinder- und Jugendgesundheitssurvey)- Modul und ist nicht zu verwechseln mit MoMo (Motorik-Modul) – ebenfalls Teil von KiGGS“ lesbar InForm bringen muss?

Welches Nachschlagewerk soll ich M.O.B.I.L.I.S.ieren, um zu erkennen, dass GeKoKids a) nichts mit Reptilien zu tun hat und b) wo die Groß-/Kleinbuchstaben bwz. Hochstellungen stehen müssen? Die Internet-Recherche nach der – warenzeichenrechtlich – korrekten Typografie und den eventuellen mehrfach-XXXen dauert mittlerweile länger als das inhaltliche Erschließen dieser Ungetüme aus Abkürzungen, Akronymen und Anagrammen.

Mag sein, dass die mit den Studien vertrauten Forscher und Politiker wesentliche Lebenszeit einsparen, indem sie kurz von VERA, NVS & Co. sprechen. Ganz sicher sind solch tapsige Wortschöpfungen wie GINI, IDEFICS und BABELUGA auch nötig, damit die Teilnehmer dieser Programme auch untersuchungswillig sind und sich mit der Sache identifizieren. Demgegenüber steht jedoch der zeitliche Aufwand in unzähligen Redaktionen, diese Kürzel korrekt zu Papier zu bringen.

Ganz nebenbei beschleicht mich manchmal die bange Frage: Beschäftigen die entsprechenden Institutionen die gleichen speziellen Kreativ-Agenturen, die auch die Werbewelt mit griffigen, unverwexxxelbaren Formulierungen beglücken? Oder muss sich gar das Studien-Design nach der einprägsamsten Formulierung richten?

Ich warte schon auf ISSWAS (Internationale Studie zum Süßwarenverzehr Wo Auch immer er Stattfindet), SATT (Staatlicher Aktionsplan gegen Teure Tütensuppen) oder SchuBiDU (Schulfrühstück und Bildungserfolg in Dortmund und Unna).

Dr. Udo Maid-Kohnert, Pohlheim

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