Zur Jodversorgung und Belastung mit strumigenen Noxen in Deutschland

Eine aktuelle Übersicht

Rainer Hampel, Rostock und Helmut Zöllner, Greifswald
Die Ergebnisse der jüngsten epidemiologischen Untersuchungen zum aktuellen Stand der Jodversorgung in Deutschland werden im Überblick dargestellt. Deutlich wird eine Diskrepanz zwischen dem stagnierenden Verbrauch an jodiertem Speisesalz seit Mitte der 90iger Jahre und dem mittlerweile entsprechend den WHO-Kriterien ausreichenden Jodversorgung der Gesamtbevölkerung. Die möglichen Ursachen werden diskutiert . Künftige Kontrollmaßnahmen hinsichtlich der Jodversorgung dürfen nicht auf das Jodsalz beschränkt bleiben. Die Wurzeln der noch immer endemischen Kropfprävalenz liegen in den zurückliegenden Jahren, als Deutschland eine moderate bis milde Jodmangelregion war. Die bekannten Strumigene Thiozyanat und Nitrat haben keinen Anteil an der Strumaendemie.  Kropfhäufigkeit Deutschland ist auch im Jahr 2004 noch eine endemische Kropfregion. Bei einem Schilddrüsen-Screening 2002 wiesen von 96000 Beschäftigten deutscher Großunternehmen im Alter zwischen 18–65 Jahren 18,7 % eine Struma und 23,3 % mindestens einen Schilddrüsenknoten auf. Lebensalter und Kropf- sowie Knotenhäufigkeit korrelierten signifikant positiv. Über ein ähnliches Resultat wurde bereits in der ersten gesamtdeutschen Erhebung von 1994 berichtet.  Vergleicht man die Altersgruppen aus den Stichproben von 1994 und 2002, fällt bei den 18- bis 30-Jährigen ein deutlicher Rückgang der diffusen Strumen auf, während dieser bei den 46- bis 65-Jährigen nur noch marginal erkennbar ist. Dagegen gibt es sowohl bei den jungen als auch älteren Erwachsenen keine signifikanten Veränderungen hinsichtlich des Auftretens von Schilddrüsenknoten. Obwohl die Jodversorgung in Deutschland nach 1993 deutlich anstieg , bestätigt das Ergebnis die bekannte mangelhafte Wirksamkeit einer verbesserten Jodidversorgung auf vorbestehende Strumen älterer Menschen.  Vorhandene Schilddrüsenknoten bleiben von einer Jodidsupplementierung bzw. -therapie weitgehend unbeeinflusst. Die hohe Struma- und Knotenprävalenz der älteren Generation entstand in den Jahren, als Deutschland noch ein moderates bis mildes Jodmangelgebiet war. Sie spiegelt nicht die aktuelle alimentäre Jodidaufnahme der Bevölkerung wider. Jodidversorgung Die tägliche Aufnahme von 150–300 µg Jodid oder die Ausscheidung von 100–200 µg I-/l Urin signalisieren nach den gegenwärtig gültigen WHO-Empfehlungen eine optimale individuelle Versorgung mit dem Spurenelement. Nach der zweiten Jodverordnung vom 12.12.1993 wurde in Deutschland der Weg frei für das ungehinderte Einbringen jodierten Speisesalzes in die Nahrungskette.  Der Jodidgehalt im Paketsalz und in den Großgebinden beträgt einheitlich 32 mg Kaliumjodat entsprechend 20 mg Jodid/kg NaCl. Nach anfänglich deutlichem Anstieg der Anteile jodierten Salzes sowohl am Paketsalz als auch an den Großgebinden stagniert der Verbrauch seit 1995. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz im Haushalt liegt gegenwärtig bei reichlich 80 %, im Ernährungshandwerk zwischen 60–85 %, in der Lebensmittelindustrie 35–40 % und in der Gemeinschaftsverpflegung sowie der Gastronomie bei 70–80 %. Die Bäcker und Fleischer in Mittel- und Süddeutschland verwenden konsequenter Jodsalz als die in Norddeutschland.  Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs-Umschau 04/04 ab Seite 132.

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