Special: Selfish Brain Theorie - Das egoistische Gehirn

Wie die menschliche Gewichtsvielfalt entsteht

Achim Peters, Lübeck

Bis in die 1990er Jahre galt die Vorstellung, dass das Gehirn vollständig passiv durch das Glukoseangebot aus dem Blut versorgt wird. Heute wissen wir, dass der Energiefluss vom Blut ins Gehirn durch Angebot und Nachfrage reguliert wird. Die neuere Hirnforschung hat gezeigt, dass das Gehirn zur Deckung seines Bedarfs die Energie aus dem Blut aktiv anfordert. Diese Sichtweise hat Konsequenzen sowohl in Bezug auf die Einschätzung des Krankheitswertes von Übergewicht und Adipositas als auch mit Blick auf die dazu gehörigen Therapieansätze.

Wie und was isst unser Gehirn?

Wenn Nervenzellen arbeiten, decken sie ihren Energiebedarf im Wesentlichen durch direkte Anforderung von Laktat aus dem Blut. Die konventionelle Sichtweise der Hirnversorgung war in einem wesentlichen Punkt unvollständig. Man hatte nicht bedacht, dass das Gehirn selbst ein aktiver Regler seiner eigenen Energieversorgung ist. Heute wissen wir außerdem, dass das Gehirn sich nicht nur selbst versorgt, sondern sich selbst sogar zuerst vor allen anderen Organen im Organismus versorgt. Diese – metaphorisch gesprochen – Selbstsüchtigkeit des Gehirns wurde bisher bei der Betrachtung des allgemeinen Stoffwechsels nicht berücksichtigt.

Gemäß der bereits vor über zehn Jahren formulierten Selfish Brain Theorie, deren Grundlagen inzwischen experimentell belegt werden konnten, braucht das Gehirn von allen menschlichen Organen am meisten Energie in Form von Glukose, die es primär aus den Körperdepots anfordert. Diese zerebrale Energieanforderung aus den Körperdepots erfolgt mithilfe des Stresssystems, d. h. des sympathischen Nervensystems und des Hypothalamus- Nebennierenrindensystems. Das Stresssystem erfüllt damit die Funktion, bei Bedarf Brennstoff für das Gehirn aus den Körperspeichern zu beschaffen. Diese Funktion des Stresssystems bezeichnet man als „Brain-Pull“.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 04/12 von Seite 210 bis 218.

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