Sensorik: Unterschiede im Geschmacksempfinden adipöser und nicht-adipöser Kinder und Jugendlicher

Eine international viel zitierte Studie eines deutschen Forscherteams der Charité Berlin untersuchte das Geschmacksempfinden von 99 adipösen Kindern und Jugendlichen im Vergleich mit 94 normalgewichtigen (BMI < 90. Perzentile) derselben Altersklasse (6–18 Jahre). Auch ein möglicher Einfluss des Geschlechts, des Alters und der Ethnie wurde analysiert.

In der Querschnittstudie wurde das Geschmacksempfinden mittels Teststreifen unterschiedlicher Konzentrationen der Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, umami und bitter untersucht. Ein Gesamtscore gab das Gesamtgeschmacksempfinden wieder, separate Scores die Ergebnisse für das Empfinden jeder einzelnen Geschmacksqualität. Die adipösen Kinder und Jugendlichen zeigten ein signifikant niedrigeres Geschmacksempfinden als die nicht-adipöse Kontrollgruppe: Sie konnten den Teststreifen oftmals nicht die korrekte Geschmacksrichtung zuordnen und wiesen eine signifikant niedrigere Erkennungsrate für salzig, umami und bitter auf.

Bei den in vier unterschiedlichen Konzentrationen vorliegenden süßen Teststreifen zeigte sich, dass die adipösen Kinder diese Teststreifen mit deutlich niedrigeren Intensitäten bewerteten als die nichtadipösen Kinder. Auch Alter und Geschlecht hatten einen signifikanten Einfluss auf das Geschmacksempfinden: Je älter die Probanden waren, desto besser war ihr Geschmacksempfinden, das der Mädchen war zudem sensibler als das der Jungen. Die Autoren der Studie schlussfolgern: Adipöse Kinder und Jugendliche können unterschiedliche Geschmacksqualitäten weniger präzise identifizieren als ihre normalgewichtigen Altersgenossen und haben somit ein geringeres Geschmacksempfinden.

Literatur: Overberg J, Hummel T, Krude H, Wiegand S (2012) Differences in taste sensitivity between obese and non-obese children and adolescents. Arch Dis Child [published online 20 September 2012; DOI:10.1136/archdischild-2011- 301189]

Einer der nächsten Special-Beiträge innerhalb unserer Sensorik-Reihe wird ausführlich die physiologischen Grundlagen der Geschmackswahrnehmung erläutern.

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 05/13 auf Seite M257.

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