Wer „gewinnt“: Umwelt oder Genom?

Interview mit Prof. Dr. Hannelore Daniel, München

In seiner Entwicklungsgeschichte mussten der Mensch und seine Vorfahren unter sehr unterschiedlichen Nahrungsbedingungen überleben. Neue Nahrungsquellen und veränderte Lebensweisen forderten den Körper stets zu Anpassungen heraus. Ein Selektionsdruck lag dabei nicht auf allen Faktoren, die wir heute mit Gesundheit und gesunder Ernährung in Verbindung bringen. Prof. Dr. Hannelore Daniel stellt sich den Fragen zur Bedeutung von Selektion und genetischer Programmierung für die heutige Ernährung.

Frau Prof. Daniel, im Beitrag von Amanda Henry1 wird die unterschiedliche Laktosetoleranz als Beispiel relativ junger genetischer Veränderungen der menschlichen Ernährungsweise genannt. Gibt es weitere Beispiele?
Daniel:
Beim Übergang vom Jäger und Sammler zum sesshaften Menschen, der nun mit seinen Tieren unter einem Dach lebte, erwuchs ein sehr hoher Druck auf die Gene des Immunsystems für einen adäquaten Schutz vor Tier-Erregern. Dies hat offensichtlich eine erfolgreiche Selektion herbeigeführt, ist also ebenfalls ein Beispiel.

Sind also Gesundheit und Krankheiten ein Erbe der Evolution?
Daniel:
Ja, das sind sie ohne Zweifel. Es war immer nur eine Frage, wer gewinnt: Umwelt – auch die vom Menschen gestaltete Umwelt – oder Genom. Unsere heutige vergleichsweise sichere und komfortable Umwelt bringt uns das lange Leben – und damit auch altersbedingte Erkrankungen, wobei auf der Langlebigkeit per se in der Evolution wohl eigentlich kein Selektionsdruck lag.



Das vollständige Interview finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/16 von Seite M359 bis M360.

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