Depression und Ernährung
- 15.09.2025
- Print-Artikel
- Ulrike Piske
- Jennifer Neher
- Ramona Hiltensperger
- Katja Kröller
- Annabel Müller-Stierlin
Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 20.12.2024; Überarbeitung angenommen: 31.03.2025
Bewusstsein, Wissen und interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Sicht von Ernährungsfachkräften
Einleitung
In Deutschland leiden jährlich etwa 28 % der Erwachsenen an einer psychischen Erkrankung [1]. Die Zahl betroffener Personen hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und wird nach Prognosen der World Health Organization (WHO) weiter anwachsen [2]. Die Covid-19-Pandemie und andere aktuelle globale Krisen verstärken diese Entwicklung zusätzlich [3]. Zu den häufigsten psychischen Störungen gehören neben den Angststörungen die affektiven Störungen, worunter auch die Depressionen fallen [1]. Depressionen gehen oft mit Übergewicht und Adipositas einher [4], einem der Ernährungsfachkraft vertrauten Krankheitsbild. Somit ist es wahrscheinlich, dass Ernährungsfachkräfte in der beruflichen Praxis immer wieder Menschen mit Depressionen begegnen und dass der Anteil an Klient*innen mit z. B. depressiven Symptomen in der ernährungstherapeutischen Praxis noch höher liegt als in der Allgemeinbevölkerung. Aus diesem Grund fordern internationale Fachverbände bereits, dass sich Ernährungsfachkräfte verstärkt mit dem Thema ‚psychische Gesundheit‘ beschäftigen [5].
Der Zusammenhang zwischen Ernährung und psychischer Gesundheit gewinnt im aktuellen wissenschaftlichen Diskurs an Bedeutung [6]. Es konnte gezeigt werden, dass Depressionen und verschiedene körperliche Erkrankungen, z. B. Adipositas, in einem bidirektionalen Zusammenhang stehen [7]. Somit kann die Ernährung einen wichtigen und beeinflussbaren Faktor bei der Behandlung von Depressionen darstellen. Dies verdeutlicht, wie wichtig die frühzeitige Erkennung und gezielte Ernährungstherapie ergänzend zur Behandlung psychischer Erkrankungen, insbesondere Depressionen, sein kann. Darüber hinaus zeigen Menschen mit psychischen Erkrankungen überproportional häufig Hinweise auf problematisches Ernährungsverhalten [8]. ...
Abstract
In der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Depressionen gewinnen Ernährungsinterventionen zur Verbesserung der körperlichen aber auch der psychischen Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Um Einblicke in die ernährungstherapeutische Beratung von Klient*innen mit Depressionen, den Aus- und Weiterbildungsbedarf sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu gewinnen, wurde eine Umfrage mit 114 Ernährungsfachkräften aus Deutschland durchgeführt. Die Befragten zeigten ein Bewusstsein für die Bedeutung der psychischen Verfassung der Klient*innen. Allerdings bewerteten nur 10 % ihren Kenntnisstand als gut. Der Weiterbildungsbedarf wurde als hoch eingestuft. Die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Psychotherapeut*innen, Allgemeinmediziner*innen und Psychiater*innen wurde als besonders wichtig erachtet. Die wahrgenommenen Wissensdefizite deuten auf den Bedarf an gezielten Aus- und Weiterbildungsangeboten hin. Durch Förderung der interprofessionellen Zusammenarbeit können Behandlungspläne besser abgestimmt und somit die Gesundheitsförderung der Betroffenen verbessert werden.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2025 auf den Seiten M532 bis M538.
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