Nachschlag: Der Deckel bleibt dran
- 15.09.2025
- Print-Artikel
- Udo Maid-Kohnert
Die manchmal meldungsarme Sommerzeit und die unüberschaubare Zahl mehr oder weniger sinnvoller Umfragen haben schon mehrfach Stoff für diese Seite geliefert.1
Mit einem besonderen Sommerloch  hat sich diesmal eine Umfrage2 des  Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen e. V. beschäftigt. Es  geht um das Loch oben in jeder Flasche – und wie dieses verschlossen  wird. Genauer: die seit Mitte 2024  vorgeschriebenen3 festverbunden  Verschlüsse („Tethered Caps“). Und  dank der Umfrage herrscht nun  endlich Klarheit: Die Mehrheit der  Einwohner Deutschlands, egal ob  jung oder alt, ob umweltbewusst  oder umweltignorant, ist von den  frickeligen Dingern genervt. Aha!
In der Tat bedarf es für den deckelverbunden Trinkgenuss erweiterter Feinmotorik, damit Nase oder  Mundwinkel keinen Schaden nehmen. Immerhin: Ausgefeilte Verschlussformen (es gibt Lasso-Design, Hinge-Design u. a.) arbeiten  mit mehrstufigen Sollbruchstellen  für verschiedene Öffnungswinkel,  testen Sie es mal aus! 
Nun wurde ich selbst trinktechnisch in einer Zeit sozialisiert, als  Menschen kürzere Strecken zu Fuß,  auf dem Fahrrad oder sogar einen  Stadtbummel noch ohne Dauernuckelflaschen mit aromatisiertem/energetisiertem/sauerstoffangereichertem Inhalt überlebten, ohne  gleich zu dehydrieren (zu Hause gab  es Bügelverschlussflaschen aus Glas  und für längere Wanderungen wiederbefüllbare Flaschen), von daher  kann ich vielleicht die Relevanz dieser Komfortverschlechterung (laut  Studie berichten „fast alle“ von Problemen im Umgang) nicht richtig  nachempfinden. Lösen sollte man  in der Tat die Schwierigkeiten beim  Öffnen und Wiederverschließen für  Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik und/oder Handkraft. Die  hatten und haben aber bereits auch  mit den unverbundenen Deckeln so  manchen Kampf. Die entsprechenden Produkte im Rehabereich und in  Sanitätshäusern belegen dies. 
Immerhin, ansatzweise führen  die neuen Verschlüsse zu besseren  „Tischmanieren“: 23 % trinken laut  besagter Studie jetzt weniger direkt  aus der Flasche! (Solche mit Kronkorken waren nicht Gegenstand der  Untersuchung.) 
Also nehmen Sie es doch sportlich  – einfach als Tethered Caps Challenge und posten Ihr schönstes Selfie mit  Deckel! Der Umwelt zuliebe. 
Ihr Udo Maid-Kohnert
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1 zuletzt in Heft 9/2024: www.ernaehrungs-umschau.de/print-artikel/11-09-2024-ich-weiss-dass-ich-nichts-weiss-umfrage-hochs-und-tiefs/
2 www.nim.org/fileadmin/PUBLIC/3_NIM_Publikationen/NIM-studien/Weitere/Tathered_Caps/250526_Tethered_Caps_Kurzstudie_fin.pdf 
3 EU-Einwegkunststoffrichtlinie – Kunststoffdeckel von Einweggetränkebehältern gehören  zu den zehn am häufigsten an den Stränden  der EU vorzufindenden Kunststoffabfällen.  www.bundesumweltministerium.de/faq/was-ist-mit-den-deckeln-und-verschluessen-von-einweggetraenkebehaeltern 
Diesen Artikel sowie eine Vorschau auf das nächste Heft finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2025 auf Seite M584.
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