Zu guter Letzt 10/09: Wochenmärkte

Alimentum Ultimum – das letzte Gericht*Kürzlich sagte meine Cousine Elvira: „Warum gehst du eigentlich nie auf den Wochenmarkt? Dort gibt es soo gute Lebensmittel, nette Marktleute und man trifft immer Bekannte.“ Also ging ich hin.

Zunächst kam mir alles teuer vor. Ich kaufte einige Blumen für den Garten, grüne Bohnen, ein Huhn, 3 Matjes-Filets und 10 Eier. Also, die Blumen waren um mindestens 50 % teurer als im nächsten Baumarkt, aber sie wuchsen gut an. Beim Huhn hatte ich den Kilopreis mit dem des ganzen Huhns verwechselt und zahlte etwa doppelt so viel wie im Supermarkt. Aber es war hervorragend. Die Matjes waren kaum genießbar, sie „blechelten“, vermutlich, weil sie schon einige Zeit auf der Theke im prallen Licht gelegen hatten.

Nun muss ich sagen, dass mir dies im Supermarkt auch hin und wieder passiert. Ich erzählte das also alles meiner Cousine Elvira und meinte: „Man kann Glück, aber auch Pech haben und eigentlich ist man abhängig davon, was einem die Marktfrau einpackt. Da habe ich es im Supermarkt leichter. Ich habe genug Zeit auszusuchen und kann es mir im Zweifelsfall auch noch einmal überlegen.“ Elvira meinte: „Du musst mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis zu den Marktleuten aufbauen, notfalls auch mal meckern, dann bekommst Du immer gute Ware“.

So bin ich nun einige Zeit zum Baumeister des Vertrauens geworden – mit geringem Erfolg. Die Fisch-Fachverkäuferin meinte das erste Mal, als ich einen absolut faden Bückling anmahnte, sie werde es ihrem Räuchermeister sagen – das nächste Mal, als ich sie bat, mir Matjes-Filets aus dem Fässchen und nicht von der Theke zu geben, sagte sie, sie hätte keine mehr im Fässchen. Seitdem kaufe ich meine Matjes in der Fisch-Brötchen-Bude. Dort kosten sie noch etwas mehr, bei dem großen Umschlag sind sie aber immer super frisch und einfach köstlich.

Meckern, so meine Erfahrung, bringt nichts, weder Einsicht noch Besserung. Da ist es schon besser, genau vorauszuplanen und am Stand schnell prüfend zu entscheiden. Anrührend ist oft die persönliche Ansprache. Die Eierfrau hat mir kürzlich sogar die Hand gestreichelt, weil ich ihr immer die Eierboxen zurückbringe (was eigentlich nicht erlaubt ist). Das tut gut. Nun grüßt Sie – zwar nicht als Markt-Fanatiker aber auch nicht mehr als Markt- Muffel

Ihr Johannes

* In Memoriam an Bernd Gaßmann, der vor 3 Jahren seinen letzten Beitrag für die EU schrieb und vor einem Jahr verstarb. An die Klasse seines „alimentum ultimum“ kann und will ich nicht heran reichen.
Prof. Helmut Erbersdobler

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