Zu guter Letzt 10/14: Zubereitungskompetenz

An dieser Stelle haben wir das Thema „mündiger Verbraucher“ schon oft und aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Und Sie, liebe Leser, oder wir in der Redaktion der Ernährungs Umschau haben sicher eine ungefähre Vorstellung davon, über welche Mindestfähigkeiten dieser mündige Verbraucher denn so verfügen soll.

So soll er lesen können – sofern ihm dies nicht schon von einer QR-Code-Smartphone-App mit Vorlesefunktion abgenommen wird. Auch soll er eine gesunde Portion Lebenserfahrung mitbringen, damit er z. B. aus den Fotos der leckeren Früchte oder „Serviervorschlägen“ auf den Verpackungen nicht voreilig auf den Packungsinhalt schließt. Außerdem soll er natürlich über die viel beschworene Zubereitungskompetenz verfügen.

Und unter diesem Aspekt bekam ich unlängst beim Blick über den morgendlichen Frühstückstisch Schnappatmung: War ich doch bislang davon ausgegangen, dass die durchschnittliche Zubereitungskompetenz der Deutschen irgendwo oberhalb der Zubereitung eines Spiegeleis oder eines Beuteltees (inkl. korrekter Gar- bzw. Extraktionszeit) liegt. Nun hatte meine Tochter von einem Aufenthalt in Großbritannien ein neues Frühstücksprodukt mitgebracht. Auf dessen Verpackung prangen – neben der Beschreibung der Inhaltsstoffe – drei Fotos, die die „leichte Zubereitung“ auch für den ungeschickten Frühstücker verdeutlichen sollen:

  • Foto 1: Zwei Vollkorn-Presslinge (von der Form irgendwo zwischen Geschirrspüler-Tab und kleinem Küchenschwamm) liegen trocken in einer Müsli-Schale.
  • Foto 2: Aus einer Karaffe ergießt sich ein Strahl Milch über die Müsli- Kekse.
  • Foto 3: Das Lebensmittel weicht in Milch und ist fertig zubereitet.

Um es klarzustellen: Nichts gegen das durchaus schmackhafte Produkt mit seinem erfreulich hohen Ballaststoffanteil. Aber sind wir schon so weit, dass das Einweichen in Milch als Zubereitungs-Comic mit mehrsprachigem Kurztext erläutert werden muss? Ich warte schon auf den „leicht zuzubereitenden Jogurt“ (Aludeckel abziehen, Löffel mit dem breiten Ende eintauchen und danach vorsichtig zum Mund führen) oder die „Easy-to-use-Banane“ (Schale abziehen, vom spitzen Ende her mundgerechte Stücke abbeißen, Hülle nicht zum Verzehr geeignet)!

Wer wird sich in Zukunft noch an die Zubereitung eines Kräuteromelettes oder eines gemischten Müslis mit selbst geschnippeltem Obst und Trockenfrüchten wagen?

Udo Maid-Kohnert

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 10/14 auf Seite M580.

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