Zu guter Letzt 12/15: Rückblick und Ausblick

Wieder liegen 365 Esstage hinter uns, und damit Abertausende an Ess- und Trinkentscheidungen, im vertrauten häuslichen Umfeld mit gut gefülltem Kühlschrank, unterwegs beim Takeaway oder nach dem Take-off, im Betriebs- oder Feinschmeckerrestaurant oder beim wahrscheinlich nicht wirklich durch Energieverbrauch „verdienten“ Feierabendbier.

365 Tage, an denen vorausschauendes Denken anstelle von Essen-nach-dem-Bauchgefühl gefordert war, um den allgegenwärtigen kalorienreichen Verlockungen zu widerstehen und unseren an steinzeitliche Verhältnisse angepassten Genen im 4.0-Zeitalter mit Bewegungsmangel, Nahrungs- und Informationsüberfluss zeitgemäße Essmanieren abzuringen. Auch Hiobsbotschaften, wie z. B. die multimediale IARC-Warnung vor zu hohem Verzehr von roten Fleisch- und Wurstwaren und die dadurch ausgelösten Krebsängste, waren schnell verdrängt und dürften nur zu kleinen Ausschlägen in der nationalen Kalorienverbrauchskurve und nur bei wenigen Konsumentinnen und Konsumenten zu nachhaltig geänderten Essentscheidungen geführt haben.

Die in unseren Breiten durch Technikeinsatz und Globalisierung gesicherte Lebensmittelversorgung hat erfreulicherweise zu einer gleichmäßigen From-farm-to-fork-Lieferung von Lebensmitteln auf unsere Esstische und in unsere Bäuche geführt und dort fürsorglich für die Anlage weiterer Energiereserven für schlechte Zeiten gesorgt. Trotz einer Million zusätzlicher bei uns Zuflucht suchender Mitessender waren die Teller immer gut gefüllt und ein friedensgefährdender Futterneid musste nicht aufgekommen, der in früheren Zeiten die Willkommenskultur sicherlich nachhaltig negativ beeinflusst hätte.

Wenn wir es schaffen, an den vor uns liegenden 230 Arbeitstagen beim Essen etwas mehr maßzuhalten als bisher und die besonders energiedichten Lebensmittel vermehrt links liegen lassen, dann könnte die 2016er Kurve des nationalen Gewichtszuwachses günstiger aussehen als die 2015er, auch wenn wir an den diversen Feiertagen im Jahr und am Jahresende gelegentlich den Fuß von der Kalorienbremse nehmen und uns den traditionellen Genüssen hingeben.

Die Aussichten, dass dies gelingt, sind zwar wenig rosig – um nicht zu sagen trübe –, lag doch die Ernte 2015 laut Erntebericht des BMEL über dem mehrjährigen Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014. Andererseits kann uns diese wichtigste aller Mitteilungen beruhigt ins neue Jahr starten lassen und erfreut natürlich die Menschen, bleiben doch – dank Überfluss – die Lebensmittel preiswert. Gern lassen die meisten von uns sich leider auch weiterhin eine dicke Scheibe Wurst mehr einpacken.

Mit den besten Wünschen ins und im neuen Jahr

Ihr Helmut Heseker



Den Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 12/15 auf Seite M728.

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