Keine „Lizenz zum Fliegen“
- 15.12.2025
- Print-Artikel
- Benjamin Sachse
- Ina Geburek
- Nina Glaser
- et al.
Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Übersicht) eingereicht: 02.04.2025; Überarbeitung angenommen: 03.06.2025
Gesundheitliche Risiken durch den Verzehr von Fliegenpilzen sowie muscimolhaltigen „Süßigkeiten“
Einleitung
Roter Hut mit weißen Schuppen und ein weißer Stiel – das auffällige Erscheinungsbild des Fliegenpilzes ist bereits Kindern auf der ganzen Welt bekannt. Mit seinem unverwechselbaren Warnkleid scheint der Pilz schon andeuten zu wollen, dass sein Verzehr nicht ohne Folgen bleibt. In Milch eingelegt oder mit Milch beträufelt wurde er v. a. in Europa in der Vergangenheit gerne genutzt, um Fliegen anzulocken, die diese Mahlzeit dann mit ihrem Leben bezahlen mussten. Von dieser Verwendung leitet sich auch sein Name ab [1, 2].
Beim Menschen geht der Verzehr u. a. mit einer berauschenden Wirkung einher, weshalb Zubereitungen aus dem Fliegenpilz schon seit dem Altertum als Entheogen genutzt werden. Bei Entheogenen handelt es sich um psychomimetisch wirksame Stoffe, die zu spirituellen und religiösen Zwecken eingesetzt werden. So verwendeten u. a. Schamanen in Sibirien den Fliegenpilz, um sich in einen Trance-Zustand zu versetzen. Eine etwas unappetitliche Überlieferung berichtet zudem davon, dass zu diesem Zweck auch der Urin von Schamanen oder von Rentieren getrunken wurde, die zuvor Fliegenpilze verzehrt hatten. Durch diese Aufnahme aus „zweiter Hand“ konnten möglicherweise einige unerwünschte Begleiterscheinungen reduziert werden [3–6]. Der Fliegenpilz wird zudem mit vielen anderen Mythen und Legenden in Verbindung gebracht, nicht zuletzt mit dem heute weit verbreiteten Bild des Weihnachtsmannes – dem rot-weiß gekleideten Mann mit dem fliegenden Rentierschlitten [3, 7, 8]. Die durch den Fliegenpilz hervorgerufenen optischen Halluzinationen wurden u. a. im Märchen „Alice im Wunderland“ literarisch verarbeitet [9]. In Sibirien, der Ukraine und Osteuropa wurde der Fliegenpilz auch therapeutisch eingesetzt, z. B. zur Behandlung von Schlaflosigkeit, Angstzuständen und entzündlichen Erkrankungen [10]. ...
Abstract
Der Fliegenpilz ist aufgrund seines ikonischen Aussehens fast jedem Kind bekannt, ebenso die von ihm ausgehende Toxizität. Nach dem Verzehr des Fliegenpilzes treten v. a. psychotrope Wirkungen auf, die teilweise einer Alkoholvergiftung ähneln. Bei Aufnahme größerer Mengen sind komatöse Zustände möglich. Die individuellen Wirkungen sind allerdings schwer vorherzusagen. Für die Wirkungen werden insbesondere die Inhaltsstoffe Ibotensäure und Muscimol verantwortlich gemacht. Wegen seiner psychomimetischen Wirkungen wird der Fliegenpilz seit dem Altertum u. a. zu spirituellen und religiösen Zwecken eingesetzt. Seit einiger Zeit scheint der Konsum des Fliegenpilzes zu Rauschzwecken wieder an Bedeutung zu gewinnen. Neuerdings werden auch muscimolhaltige Produkte angeboten, die in ihrer Aufmachung an Lebensmittel erinnern, z. B. in Form von „Fruchtgummis“. Gerade aufgrund der Verwechslungsgefahr mit Süßigkeiten besteht hier ein erhebliches Gesundheitsrisiko, insbesondere für Kinder.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2025 auf den Seiten M734 bis M741.
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