Endokrinologen raten zum bewussten Umgang mit Vitamin D-Präparaten

Im Winter produziert die Haut mangels Sonnenlicht weniger Vitamin D. „Ausgeprägte Mangelzustände, die bei einem Abfall der Werte auf unter etwa 10 ng/ml Blut auftreten können, sind aber sehr selten”, erklärt Prof. Helmut SCHATZ, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.

Entgegen bisherigen Annahmen weist die Veröffentlichung des amerikanischen Institute of Medicine von Januar 2011 darauf hin, dass für die Knochengesundheit eine Vitamin- D-Konzentration (25–OH–D3) im Blutplasma von 20 ng/ml (entspricht 50 nmol/l) für 97,5 % der Bevölkerung ausreichend ist. „Nahrungsergänzungsmittel und Vitamin-DZusätze zu Lebensmitteln sind aus medizinischer Sicht nur dann sinnvoll, wenn weitere Risikofaktoren für eine Osteoporose vorliegen – bspw. bei älteren Menschen“, ergänzt Professor SCHATZ. Bei Säuglingen könne dadurch auch einer Rachitis vorgebeugt werden.

Bei bestehender Osteoporose ist eine richtig dosierte Vitamin-D-Zufuhr eine wichtige Therapiemaßnahme. Gemäß den Leitlinien des Dachverbandes Osteologie aus dem Jahr 2009 sind 800–2 000 IE Vitamin D pro Tag kombiniert mit 1 000 mg Kalzium ausreichend. Eine zu hoch dosierte Vitamin-D-Zufuhr könne laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie zu einer Erhöhung des Kalziums im Blut mit vermehrtem Harndrang und Durst (Polyurie und Polydipsie), Nierenverkalkungen, Übelkeit und Erbrechen führen. Hinweise dafür, dass Vitamin-D-Mangel u. a. Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs begünstige, stammen bislang aus tierexperimentellen, epidemiologischen und Observationsstudien.

„Die Ergebnisse von Interventionsstudien bei Menschen liefern bisher keine Beweise für derartige extraossäre, also außerhalb der Knochen ansetzende Wirkungen von Vitamin D. Eine Vitamin- D-Gabe ist daher bei diesen Erkrankungen nicht gerechtfertigt“, so SCHATZ. Die Sommermonate reichen nach SCHATZ’ Einschätzung aus, um die Vitamin-D-Speicher zu füllen. SCHATZ empfiehlt zur Sicherheit auch im Winter täglich mindestens einen halbstündigen Aufenthalt im Freien, insbesondere an sonnigen Wintertagen. Vom Solariumbesuch rät er hingegen ab: Die meisten Solarien arbeiten mittlerweile größtenteils mit UV-A-Licht; für die Bildung von Vitamin D sind jedoch UV-B-Strahlen erforderlich. Quellen: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, Pressemeldung vom 08.02.2011 Clifford J, Rosen MD (2011) Vitamin D Insufficiency. N Engl J Med. 364: 248–54 Ross et al. (2011) IOM Report on Calcium and Vitamin D Requirements. J Clin Endocrinol Metab. 96 (1)

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 03/11 auf Seite 117.

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