DIfE: Ursachen für den sättigenden Effekt proteinreicher Nahrung erforscht

Ein Wissenschaftlerteam des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung hat am Mausmodell gezeigt: Eine hohe Aufnahme von Proteinen oder bestimmten Aminosäuren führt zu einer erhöhten Wasseraufnahme. Diese ist mit einer geringeren Nahrungsaufnahme verbunden und vermeidet so eine Gewichtszunahme der Tiere. Zudem wirkt eine proteinreiche Kost der Fettneubildung in der Leber der Mäuse entgegen.

Die Arbeitsgruppe „Physiologie des Energiestoffwechsels“ untersuchte die Wirkung vier fettreicher Futtermischungen auf den Körperfettgehalt und den Fettstoffwechsel von Mäusen. Die fettreichen Futtermischungen waren entweder mit Eiweiß aus Molke oder mit der Aminosäure Leucin bzw. Alanin angereichert. Als Kontrolle diente ein fettreiches Futter mit einem normalen Proteinanteil. Während des Versuchszeitraums von sieben Tagen registrierten die Forscher die Wasser- und Nahrungsaufnahme der Tiere. Zudem bestimmten sie die Änderungen des Körperfettgehaltes mittels Kernresonanzspektroskopie (NMR) und maßen Veränderungen im Fettstoffwechsel.

Die Tiere, die das eiweißreiche Futter erhielten, tranken mehr, fraßen weniger und nahmen im Vergleich zu den Tieren, die ein Futter mit normalem Eiweißgehalt bekamen, trotz der sehr fettreichen Ernährung nicht zu. Ebenso wiesen sie deutlich niedrigere Cholesterin- und Leberfettwerte auf. Zudem war die Fettneubildung in der Leber gebremst. Bei den Tieren, die mit den Aminosäuren Leucin bzw. Alanin angereichertes Futter erhielten, waren diese günstigen Effekte nicht so stark ausgeprägt. Bei allen Tieren bestand jedoch ein enger Zusammenhang zwischen Körperfettzunahme, Leberfettwerten und Gesamtenergieaufnahme.

„Bereits fünf Stunden nach der Umstellung auf das eiweißreiche Futter tranken die Tiere umso mehr und fraßen umso weniger, je mehr Aminostickstoff sie über die Eiweiße bzw. Eiweißbausteine im Futter aufnahmen“, erklärt Klaus-Jürgen PETZKE, Co-Autor der Studie. Die Forscher vermuten daher, dass die erhöhte Wasseraufnahme ursächlich für die sättigende Wirkung des eiweißreichen Futters ist und durch die hohe Stickstoffaufnahme ausgelöst wird. Denn der Stickstoff muss mit dem Urin ausgeschieden werden, um eine Vergiftung des Körpers mit Ammoniak zu vermeiden. Ferner beobachteten die Wissenschaftler, dass sich Leucin und Alanin nicht in ihrer Wirkung unterschieden. Dies spreche dafür, dass die sättigende Wirkung einer eiweißreichen Kost nicht auf eine bestimmte Aminosäure zurückzuführen ist, sondern generell auf die erhöhte Stickstoffzufuhr.

Hinweise auf einen eiweißbedingten höheren Energiebedarf des Stoffwechsels fanden die Wissenschaftler nicht. Die Studienergebnisse tragen dazu bei, die Wirkung von Proteinen und Aminosäuren auf den lebenden Organismus besser zu verstehen. Weitere Langzeitstudien sind aber nötig, um die Ergebnisse zu ergänzen und zu bestätigen.
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIfE), Pressemeldung vom 30.10.2012
Literatur: Freudenberg A, Petzke KJ, Klaus S (2012) Dietary L-leucine and L-alanine supplementation have similar acute effects in the prevention of high-fat diet-induced obesity. Amino Acids [published online 31.07.2012, DOI: 10.1007/s00726- 012-1363-2]

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 12/12 auf Seite 670.

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