Max Rubner Conference 2012 in Karlsruhe: Antibiotika in der Lebensmittelkette

In der Tierhaltung eingesetzte Antibiotika finden ebenso wie resistente Keime ihren Weg in die Lebensmittelkette. Zu dieser beunruhigenden Tatsache wurden auf der vom 8. bis 10. Oktober stattfindenden internationalen Max Rubner Conference Daten vorgestellt.

Prof. Atte VON WRIGHT, Universität Ostfinnland, und Prof. Jörg HARTUNG von der Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover führten in das Thema ein: Erst seit den 1950er Jahren werden Antibiotika nicht nur in der Humanmedizin, sondern auch in der Tierhaltung in erheblichem Maße eingesetzt. Hier wurde schon bald ihre Funktion als Wachstums- oder Mastförderer erkannt. Entsprechend stieg die eingesetzte Menge im Veterinärbereich von 1951 innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte fast um das 50-fache an . 1986 verbot Schweden aufgrund des zunehmend erkannten Problems der Resistenzen als erstes europäisches Land den Einsatz von Antibiotika zur Wachstumsförderung in der Tierhaltung. Die EU folgte 2006 nach.

In der Praxis ist es allerdings mitunter schwierig, zwischen einer Gesundheitsmaßnahme im Bestand und anderen Einsatzzwecken wie der Wachstumsförderung zu unterscheiden, sodass Antibiotika mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weiterhin – illegal – zur Mastförderung eingesetzt werden. Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung sei aus mehreren Gründen problematisch, führte Prof. HARTUNG aus: Neben der Resistenzbildung von Bakterien gegen in der Medizin eingesetzte Antibiotika werden mit der Stallabluft Antibiotika, aber auch resistente Mikroorganismen, bis zu mehrere 100 m in die Umgebung verbracht. Zudem finden sich in Fleisch, Milch und Eiern von Betrieben mit intensivem Antibiotikaeinsatz Rückstände und Abbauprodukte dieser Substanzen.

Dr. Christine SCHWAKE-ANDUSCHUS (Max Rubner-Institut) und Prof. Manfred GROTE (Universität Paderborn) konnten in der Wachstumskammer wie auch unter realen Bedingungen in der Umwelt nachweisen, dass bestimmte Antibiotika und ihre Abbauprodukte von Pflanzenwurzeln aufgenommen werden und bei Getreide bis in die Körner, bei Lauch, Salat oder Kohl bis in die Blätter transportiert werden. Dabei lag die nachgewiesene Menge der Substanzen beim Getreide bei maximal 5 μg/kg, beim Gemüse reichten die Konzentrationen vom μgbis zum mg-Bereich pro kg Frischmasse.

Neben der in vielen Beiträgen vorgetragenen Aufforderung, Antibiotika nur noch sehr gezielt einzusetzen, wurden immer wieder auch Ansätze vorgeschlagen, um von den für die Krankheitsbekämpfung beim Menschen wichtigen Antibiotika-Stämmen in der Tierhaltung wegzukommen. Dabei vertraten Prof. WITTE vom Robert Koch-Institut wie auch Prof. Thomas BLAHA von der Stiftung Tierärztliche Hochschule in Hannover die Meinung, dass zuvorderst die Bedingungen in der Tierhaltung dahingehend verbessert werden sollten, dass weniger Krankheiten entstehen. Ein wichtiger Weg zur Antibiotikavermeidung sei daher weiterhin die Aufklärung der und die Kommunikation mit den Tierhaltern wie auch Tierärzten.

Quelle: Max Rubner-Institut – Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, Pressemeldung vom 17.10.2012

Positivbeispiel Norwegen: Da in Norwegen Anfang der 1990er Jahre in Fischfarmen immer mehr multiresistente Keime nachgewiesen wurden, mit der Gefahr einer nachlassenden Wirkung von wichtigen, krankheitsbekämpfenden Antibiotika beim Menschen, setzte man verstärkt – und erfolgreich – auf die Impfung der Tiere. Dies führte zu einem starken Rückgang des Antibiotikaeinsatzes in Fischbeständen.

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 12/12 auf Seite 668.

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