Absacker 06/09

Die Ernährungs Umschau hat beschlossen, in Zukunft auf der letzten Seite einen abschließenden kommentierenden Beitrag – gewissermaßen einen „Absacker“ – zu bringen. Da in diesem Heft die Getränke behandelt werden, bleiben wir gleich beim Wort in seinem engeren Sinne.

Da soll mir doch einer sagen, die Verbraucher ließen sich nicht beeinflussen. Die „Wasserverkäufer“ haben es uns deutlich gezeigt, wie es geht. Inzwischen läuft fast jede mit einer Wasserflasche herum. Drei Liter brauche man, so hört und liest man allenthalben, und das müsse man auch trinken. In Wirklichkeit liegt der Wasserbedarf bei etwa 2½ Litern und er wird nicht nur durch das Trinken gestillt. Es kommen auch die festen Lebensmittel mit ihrem z. T. erheblichen Wassergehalt dazu. Und auch die Bildung des „Verbrennungswassers“ macht etwa 1⁄3 Liter aus. Die DGE empfiehlt eine Getränkeaufnahme von etwa 1½ Litern.

Eine Anregung zu mehr Wasserverzehr ist heute nur noch bei Älteren und Kindern angezeigt. Während die Aufnahme fester Nahrung durch deren Kaloriengehalt begrenzt wird, kann die (energiefreie) Getränkeaufnahme ohne Probleme auf das Doppelte und mehr des o. a. „Bedarfs“ gesteigert werden. Eine für jeden Verkäufer paradiesische Vorstellung! Man muss nur richtig werben und das Volk lässt sich verführen – zumal wenn es nicht auf die Hüften geht. Die Lösung heißt Diversifizieren (Abwechslung), das steigert den Verbrauch.

Von der Wirtschaft wird daher viel Abwechslung geboten, wie auch die diversen Artikel in diesem Heft zeigen. Der Grund-Geschmack von reinem Wasser ist insbesondere durch seinen Mineralstoffgehalt geprägt. Und damit sind wir bei der Gesundheit: Diese wird bestimmt durch die Gehalte an wichtigen Nährstoffen wie Kalzium oder Magnesium, aber auch durch die Abwesenheit schädlicher Faktoren (Nitrat/Nitrit, Schwermetalle, Kochsalz, Mikroorganismen). Insgesamt können wir in Deutschland hinsichtlich der Wasserqualität zufrieden sein. Diese erreicht oder übertrifft in vielen Regionen sogar die der kommerziell abgefüllten Getränke.

Die Getränkebranche interessiert das wenig. Ihre Ziele sind Mehrkonsum und Mehrwert durch Wellness-Image (exotische Aromareisen?) und funktionelle Ingredienzien (flüssiges Obst, Superfruits). Das mag legitim sein, ist aber eigentlich nicht nötig. Wichtig ist, was insgesamt „rein kommt“, und da ist die Orange ggf. gesünder als ein entsprechendes Smoothie, in dem der ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorbance Capacity, s. S. 356) der Frucht durch Herstellung und Lagerung schon teilweise abgebaut ist. Ein Absacker soll den Tag abschließen und, besonders nach einem üppigen Mahl, die Flüssigkeitsbilanz verbessern. Ich hoffe, dass auch der vorliegende Beitrag das umfangreiche Angebot dieses Hefts abrundend abschließt.

In diesem Sinne „Zum Wohle“

Ihr

Helmut Erbersdobler

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