DDZ: Entwicklung des Diabetes in Deutschland dramatischer als bisher erwartet

Derzeit wird in Deutschland der Anteil der Erwachsenen mit bekanntem Typ 2 Diabetes auf 7–8 % geschätzt. Anhand neuer epidemiologischer Daten eines nationalen Forscherverbunds, an dem das Deutsche Diabetes-Zentrum  beteiligt ist, und der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes muss im Jahr 2030 in der Altersklasse der 55- bis 74-Jährigen von 3,9 Mio. Personen mit Typ 2 Diabetes ausgegangen werden.

Gegenüber heute bedeutet das einen Anstieg um mehr als 1,5 Mio. Personen. Würde allein nur jede 2. Person mit Prä-Diabetes dauerhaft an Maßnahmen zur Prävention teilnehmen, ließen sich bis zum Jahr 2030 > 370 000 Diabetes-Fälle vermeiden. Laut einer aktuellen Prognose der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) zur Entwicklung des Diabetes dagegen wird in Deutschland die Anzahl der Erwachsenen mit Diabetes im Jahr 2030 um 580 000 Personen auf 5,6 Mio. ansteigen. Bei dieser Schätzung wurde allerdings nur die Veränderung der Demografie mit einbezogen.

Die erstgenannte Untersuchung des Forscherverbunds – erschienen im European Journal of Epidemiology – berücksichtigt zusätzlich zum demografischen Wandel die Neuerkrankungsraten und Sterblichkeitsdaten für Personen mit Typ 2 Diabetes und Diabetes-Vorstufen in der älteren Bevölkerung. Zusammen lässt sich so die Anzahl der erkrankten Personen für die kommenden Jahre schätzen. Angewendet auf das Jahr 2030 erhält man eine weit höhere Anzahl an Erwachsenen mit Diabetes als die IDF prognostiziert.

Bei Männern der Altersklasse 55–74 wäre der Zuwachs mit fast 1 Mio. Personen am deutlichsten, bei Frauen ergibt sich ein Anstieg um etwas mehr als 0,5 Mio (zusammen also 1,5 Mio.). Die Prognose des DDZ umfasst auch Präventionsmaßnahmen bei Risikofaktoren des Typ-2- Diabetes. Würden 50 % der Personen mit Prä-Diabetes (grenzwertig erhöhte Glukosewerte) erfolgreich und dauerhaft an Maßnahmen zur besseren Ernährung und Gewichtsreduktion teilnehmen, ließe sich der starke Anstieg ggf. bremsen. Von den prognostizierten Zuwächsen könnten 210 000 Diabetes-Fälle bei Männern und 160 000 Fälle bei Frauen vermieden werden. Würden sogar 3 von 4 der Personen mit Prä- Diabetes mitmachen, stiegen die vermiedenen Diabetes-Fälle auf 300 000 (Männer) und 225 000 (Frauen).

Kontakt: Dr. rer. nat. Ralph Brinks, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Ralph.Brinks@ddz.uni-duesseldorf.de. Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ), Pressemeldung vom 13.08.2012

Den vollständigen Artikel finden Sie in Ernährungs Umschau 09/12 auf Seite 430.

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