Kindergesundheit - KiGGS Welle 2: Übergewicht stabilisiert – weniger Bewegung – weniger Rauchen

(scs) Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2) des Robert Koch-Instituts zeigen, dass es den meisten Kindern in Deutschland gesundheitlich gut geht. Eindrücklich sind jedoch die z. T. großen Unterschiede nach sozioökonomischem Status: Kinder aus ärmeren Familien werden in ihrem Gesundheitszustand schlechter eingeschätzt, sind häufiger übergewichtig und bewegen sich weniger.

KIGGS-Logo, © Robert-Koch-Institut
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Die vom RKI kürzlich veröffentlichten ersten Daten aus KiGGS Welle 2 (2014–2017) zeigen neue Querschnittdaten zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Zusätzlich ist es nun erstmals möglich, die Entwicklung der Kindergesundheit auch in einer Teilnehmerkohorte zu verfolgen. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse der KiGGS Welle 2 wurden aus erneuten Untersuchungen und Befragungen der Teilnehmer gewonnen, die bereits an der ersten Studie von 2003 bis 2006 teilgenommen hatten.

Die Daten zeigen, dass der Anteil an Kindern, für die die Eltern eine sehr gute oder gute Gesundheit angeben, bei ca. 95 % liegt. Am höchsten ist er dabei in der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen, mit zunehmendem Alter sinkt er etwas, bleibt aber auch bei den 14- bis 17-Jährigen über 90 %.

Deutlich werden die Abweichungen, wenn der sozioökonomische Status (SES) der Familie berücksichtigt wird: Während in Familien mit hohem SES der Gesundheitszustand der Kinder zu fast 70 % mit „sehr gut“ eingeschätzt wird, trifft das bei niedrigem SES nur auf knapp 50 % der Kinder zu. Einen mittleren oder schlechten Gesundheitszustand ihrer Kinder sehen Eltern bei niedrigem SES zu knapp 8 %, bei hohem SES nur zu gut 1 %.

Übergewicht und Adipositas: Stabilisierung

Der jahrzehntelange Anstieg der Übergewichts- und Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen setzt sich in den aktuellen Daten der KiGGS Welle 2 nicht mehr fort. Dies entspricht laut RKI auch einem internationalen Trend in Ländern mit hohem Einkommensniveau [1]. Die Ergebnisse zeigen, dass – wie 10 Jahre zuvor – etwa 15 % der Kinder und Jugendlichen übergewichtig und 6 % adipös sind. Die Autoren schlussfolgern: „Somit wurde das im Rahmen des Globalen Aktionsplans gegen nichtübertragbare Krankheiten formulierte Ziel der WHO, die weitere Zunahme der Adipositasprävalenz bis 2025 zu stoppen, erreicht. Nichtsdestotrotz befinden sich die Prävalenzen nach wie vor auf einem hohen Niveau. Vor diesem Hintergrund sollten Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen, die zur Reduktion der Übergewichts- und Adipositasprävalenzen in der Bevölkerung beitragen, nicht nachlassen.“

Durch die neuen Daten war es nun auch möglich, die Gewichtsentwicklungen von Teilnehmenden zu beobachten: Immerhin die Hälfte der in 2006 erfassten 2- bis 6-jährigen Kinder mit Übergewicht oder Adipositas sind demnach auch als Jugendliche übergewichtig oder adipös.

Wieder bestätigt haben sich die Einflüsse sozialer Ungleichheit: Mädchen und Jungen aus Familien mit niedrigem SES sind rund viermal so häufig von Adipositas betroffen wie solche mit hohem SES (Mädchen 8,1 % vs. 2,0 %; Jungen 11,4 % vs. 2,6 %). Bemühungen zur Übergewichtsprävention sollten daher den KiGGS-Autoren zufolge verhältnispräventive Ansätze zur Gestaltung gesundheitsfördernder Lebenswelten fokussieren und „als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden“ [1] werden.

Limonaden weiter beliebt, aber etwas rückläufig

Der Anteil an Kindern und Jugendlichen, die täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke trinken, hat sich gegenüber der KiGGS-Basiserhebung etwas verringert: von 28 % der Mädchen und 34 % der Jungen auf 17 % der Mädchen und 22 % der Jungen. 14- bis 17-jährige Jungen trinken allerdings immerhin noch durchschnittlich 600 mL Erfrischungsgetränke (Cola, Limonade, Eistee, Energiegetränke) am Tag, gleichaltrige Mädchen mit knapp 400 mL ein Drittel weniger. Auch die 3- bis 6-Jährigen, die sich ihre Getränke weitgehend noch nicht selbst kaufen, trinken durchschnittlich bereits 100 mL am Tag. Trotz des Konsumrückgangs besteht hier also weiterhin Handlungsbedarf, denn zuckerhaltige Erfrischungsgetränke gelten als Risikofaktor für Übergewicht und Adipositas.

Jugendliche rauchen weniger

Laut aktuellen Daten der KiGGS Welle 2 rauchen 7,4 % der 11- bis 17-jährigen Mädchen und 7,0 % der gleichaltrigen Jungen zumindest gelegentlich. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil. Heranwachsende aus Familien mit hohem SES rauchen dabei seltener als Gleichaltrige mit mittlerem oder niedrigem SES. In der KiGGS-Basiserhebung (2003–2006) rauchten mit ca. 21 % noch wesentlich mehr Jugendliche als heute.

Asthma und Heuschnupfen

Eine Stabilisierung auf hohem Niveau nach langem Anstieg der Prävalenzen zeigt sich auch bei Heuschnupfen und Asthma. Wie schon vor 10 Jahren sind mehr als eine Million Kinder und Jugendliche von Heuschnupfen und annähernd eine halbe Million 3- bis 17-Jährige von Asthma betroffen.

Schlechte Nachrichten zur Bewegungshäufigkeit

Lediglich 22 % der Mädchen und 29 % der Jungen zwischen 3 und 17 Jahren bewegen sich die von der WHO empfohlenen 60 Minuten pro Tag. Insbesondere die jugendlichen Mädchen lassen in ihrer Bewegungsfreudigkeit nach: Im Alter von 14–17 Jahren bewegen sich nur noch knapp 8 % der Mädchen die empfohlene Stunde, bei den Jungen sind es 16 %. Auffallend ist auch hier wiederum, dass Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Familien weniger körperlich aktiv sind als jene aus Familien mit einem mittleren oder hohen Status. Im Vergleich zu KiGGS Welle 1 (2009–2012) sind die Bewegungszeiten noch einmal gesunken, v. a. die Mädchen der Altersgruppe 3–10 Jahre erreichten in der aktuellen Studie die WHO-Empfehlung deutlich seltener. Die Autoren sehen in diesen Zahlen „ein sehr hohes Potenzial für Bewegungsförderung“.

Quelle: Robert Koch-Institut, Pressemitteilung vom 15.03.2018

Literatur:
1. Robert Koch-Institut. KiGGS Welle 2 – Erste Ergebnisse aus Querschnitt- und Kohortenanalysen. Journal of Health Monitoring 1/2018



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 4/2018 auf Seite M185.

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