Vitamin-Drinks: foodwatch kritisiert unzulässige Gesundheitswerbung

Laut der Verbraucherorganisation foodwatch vermarkten viele Hersteller ihre Vitamin-Getränke mit irreführenden Werbeversprechen. So erwecken einige Firmen den Eindruck, dass sog. Vitaminwasser gegen Müdigkeit und Kopfschmerzen wirken. Das verstoße gegen die europäische Health-Claims-Verordnung, die Verbraucher*innen vor falschen gesundheitsbezogenen Versprechen schützen soll. Derartige Aussagen müssen seit 2012 durch EU-Behörden genehmigt werden – erlaubt sind derzeit rund 270 solcher „Health Claims“.

© Foxys_forest_manufacture/iStock/Getty Images Plus
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„Gute Laune, weniger Stress, eine tolle Ausstrahlung – die Hersteller von Vitaminwassern versprechen das Blaue vom Himmel. Doch ein paar zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe machen aus schnöden Erfrischungsgetränken noch keinen Zaubertrank […].“, warnte Rauna Bindewald von foodwatch.
foodwatch hat sieben der häufig auch als „Functional Water“ bezeichneten Getränke, die im Einzelhandel und in Onlineshops angeboten werden, unter die Lupe genommen. Einige davon werden in Beiträgen in den sozialen Medien vermarktet. Die Preise für die von foodwatch untersuchten Vitaminwasser liegen zwischen 1,72 und 4,50 €/L.
Friederike Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ernährungsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, bewertete den gesundheitlichen Nutzen von Vitaminwassern als fraglich: „Aus ernährungsmedizinischer Sicht ist es wirtschaftlicher und gesünder, Wasser sowie Tee zu trinken und eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse zu verfolgen, um den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen zu decken. Mit den in den Drinks am häufigsten vorkommenden Vitaminen (B-Vitamine und Vitamin C) sind wir in Deutschland in der Regel ausreichend versorgt.“ Im Falle eines Mangels, der v. a. Schwangere oder ältere Menschen betreffen könne, solle dieser besser gezielt mithilfe entsprechender Lebensund Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden, empfiehlt die Ernährungsexpertin.
foodwatch warnte zudem davor, den Zuckergehalt einiger der als besonders gesund vermarkteten Getränke nicht zu unterschätzen. Eines der untersuchten Produkte enthalte z. B. 4,5 g Zucker/100 mL. Mit 500 mL nehme man ganze 22,5 g Zucker, siebeneinhalb Stück Würfelzucker, zu sich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einer erwachsenen Frau, idealerweise max. 25 g freien Zucker pro Tag zu sich zu nehmen.

Quelle: foodwatch, Pressemeldung vom 26.08.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2023 auf Seite M603.

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