Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: CAR-T-Zell-Therapie bei schwerer Darmerkrankung
- 12.11.2025
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- Redaktion
Einem Ärzteteam am Deutschen Zentrum Immuntherapie des Uniklinikums Erlangen ist es gelungen, eine junge Patientin mit therapieresistenter, schwerer chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (Colitis ulcerosa) erfolgreich mit einer Zelltherapie mit CD19-CAR-TZellen zu behandeln [1].
Für diese zellbasierte Immuntherapie werden körpereigene Immunzellen (T-Lymphozyten) der Patientin aus dem Blut entnommen und gentechnisch so verändert, dass sie das Oberflächenmolekül CD19 erkennen. CD19 ist charakteristisch für B-Lymphozyten, die bei vielen Autoimmunerkrankungen fehlgesteuert sind. Ursprünglich wurde diese Technologie für Betroffene mit bösartigen Erkrankungen der B-Zellen (Lymphdrüsenkrebs) entwickelt. Inzwischen zeigen Studien, dass CAR-T-Zellen auch bei bestimmten Autoimmunerkrankungen wirksam sein können. Die veränderten CAR-T-Zellen können tief in das betroffene Gewebe eindringen und schalten dort die „kranken“ autoreaktiven B-Zellen nachhaltig aus. Die kranken B-Zellen werden dann im Verlauf durch gesunde, wieder funktionstüchtige Zellen ersetzt. Damit eröffnet sich ein komplett neuer Behandlungsansatz für Patientinnen und Patienten mit schweren Autoimmunerkrankungen, die bisher als nicht heilbar galten. Die Behandlung mit CAR-TZellen am Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) wurde durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie, der Hämatologie und Internistischen Onkologie in enger Kooperation mit der Rheumatologie und Immunologie ermöglicht. Die Herstellung der CAR-T-Zellen erfolgte in einem spezialisierten Reinraumlabor. Dieser weltweit erste Einsatz von CD19-CAR-T-Zellen bei Colitis ulcerosa zeigt, dass selbst bei Erkrankungen, bei denen die Bedeutung von fehlgesteuerten B-Zellen als Ursache unklar war, ein vollständiges Ansprechen mit nachfolgender Medikamentenfreiheit möglich ist. „Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend und geben Anlass zu großer Hoffnung für Betroffene“, so Prof. Dr. Fabian Müller, Leiter der CAR-T-Zell- Einheit an der Medizinischen Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie. Gleichzeitig ist zu betonen, dass es sich bislang um einen Einzelfall handelt. Um Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie beurteilen zu können, müssen weitere Patient*innen in Studien behandelt werden.
Literatur
1. Müller F, et al.: CD19 CAR T-cell therapy in multidrug-resistant ulcerative colitis. N Engl J Med 2025; 393(12): 1239–41.
Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Pressemeldung vom 25.09.2025
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf Seite M644.