Mikrobiomforschung: Mikrobiomtypisierung per Speicheltest

Eine einfache Speichelprobe könnte künftig wertvolle Hinweise auf die Zusammensetzung des Magen- und Dünndarmmikrobioms liefern – und damit helfen, das individuelle Risiko für bestimmte Erkrankungen abzuschätzen. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Universität Hohenheim in Stuttgart [1].

Die Forschenden zeigen, dass sich das Mikrobiom des oberen Verdauungstrakts zuverlässig über Speichelproben charakterisieren lässt und dass sich Menschen verschiedenen Mikrobiomtypen zuordnen lassen. Besonders auffällig ist ein Mikrobiomtyp, der von der Bakteriengattung Prevotella-7 dominiert wird: Personen mit diesem Profil weisen weniger potenziell krankmachende Bakterien und niedrigere Werte des Entzündungsmarkers TNF-α auf, der eine zentrale Rolle bei vielen chronisch-entzündlichen Erkrankungen spielt.
Das orale Mikrobiom spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit eines Menschen: Es beeinflusst das Risiko und den Verlauf zahlreicher Erkrankungen von der Mundhöhle bis zur Speiseröhre und dem Magen sowie von Entzündungen im Darm und Infektionen der Atemwege und des Herzens (Endokarditis). Es kann als Reservoir für Erreger dienen, die für gesunde Menschen harmlos sind, aber bei Personen mit geschwächtem Immunsystem schwere Krankheiten auslösen können.
In einer Studie mit 20 Personen, die sich wegen leichter nahrungsmittelbedingter Magen- Darm-Beschwerden einer Magenspiegelung unterziehen mussten, konnten die Forschenden zwei stabile Mikrobiomtypen in Speichel, Magen und Dünndarm identifizieren. Diese bakteriellen Gemeinschaften waren bei den betreffenden Personen vom Mundraum bis in den Magen und Dünndarm konstant und wurden von jeweils einer Bakteriengattung dominiert.
Dieses Ergebnis konnte anhand öffentlich zugänglicher Daten von 254 Teilnehmer*innen bestätigt werden, die an der REIMAGINE-Studie, einer laufenden Forschungsinitiative des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, USA, teilnahmen. In beiden Studien zeigte sich, dass bei Personen, in deren Speichelmikrobiom die Gattung Prevotella-7 vorherrschte, weniger potenziell krankmachende Bakterien nachzuweisen waren. Dies schließt Arten ein, die mit einer Endokarditis oder Darmkrebs in Verbindung gebracht werden. Außerdem hatten sie niedrigere Werte des Entzündungsmarkers TNF-α im Blut. Da dieses Protein als Zytokin bei vielen chronisch-entzündlichen und Autoimmunerkrankungen eine wichtige Rolle spielt, könnte das auf ein insgesamt geringeres Risiko für Entzündungen und Infektionen bei Menschen mit diesem Mikrobiomtyp hinweisen.

Die Forscher*innen folgern, dass die Ergebnisse darauf hindeuten, dass Speicheltests als nicht invasives Tool künftig in der Diagnostik eingesetzt werden könnten, um das individuelle Risiko für bestimmte entzündliche und infektiöse Erkrankungen abzuschätzen.

Literatur
1. Schmidt NS, Dörner E, Podlesny D, et al.: Contamination-controlled upper gastrointestinal microbiota profiling reveals salivary- duodenal community types linked to opportunistic pathogen carriage and inflammation. Gut Microbes 2025; 17(1): 2539452.

Quelle: Universität Hohenheim, Pressemeldung vom 25.08.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf Seite M650.

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