Umweltanalyse: Fisch und Meeresfrüchte: Mikroplastik nachweisen
- 15.09.2025
- Print-News
- Redaktion

Um Plastik im essbaren Gewebe von Fisch und Meeresfrüchten detektieren zu können, müssen organische Verbindungen wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette gründlich entfernt werden, ohne die winzigen Kunststoffpartikel zu beschädigen. Julia Süssmann, Wissenschaftlerin am MRI und Leiterin des Forschungsprojekts, hat zusammen mit ihrem Team eine Methode erarbeitet, bei der die Proben zunächst enzymatisch und chemisch behandelt werden, um das Fischgewebe aufzulösen. Die Plastikteilchen werden anschließend mittels Druckfiltration aus der Flüssigkeit abgetrennt.
Mit sog. massebasierten Verfahren lässt sich der Gesamtgehalt an Kunststoff in einer Probe bestimmen. Dabei wird bspw. die Probe unter Ausschluss von Sauerstoff erhitzt, wodurch sie sich zersetzt und gasförmige Produkte bildet. Anhand deren Signale kann anschließend berechnet werden, wie viel Plastik in der Probe enthalten war. Mit dieser Methode kann eine große Bandbreite an Kunststofftypen, wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) nachgewiesen werden.
Außerdem entwickelten die Forschenden ein Verfahren, um Kunststoffe selektiv anzufärben. Durch die Zugabe eines Fluoreszenzfarbstoffs, etwa Nilrot, können kleine, farblose Kunststoffpartikel, die mit klassischer Lichtmikroskopie oft nur schwer erkennbar sind, besser sichtbar gemacht werden. Die Fluoreszenz natürlicher Partikel wie Bruchstücke von Garnelenschalen oder Gräten wird dabei mit einem zweiten Farbstoff, der nur natürliches Gewebe anfärbt, unterdrückt. Mit einer halbautomatischen Bildanalyse kann Mikroplastik zuverlässig von natürlichen Partikeln unterschieden werden, was es ermöglicht, Menge, Größe und Form der Kunststoffteilchen zu charakterisieren.
Dass Gegenstände aus Plastik überall zu finden sind, erschwerte die Arbeit im Labor. Denn trotz großer Sorgfalt können durch Messgeräte, Schutzkleidung oder die verwendeten Chemikalien Kunststoffpartikel in die Proben gelangen. Daher wurden „Blindproben“ parallel zu den Lebensmittelproben untersucht, um eine Kontamination abschätzen zu können. Auch am Nachweis von Nanoplastik wurde im Projekt gearbeitet. Ein zuverlässiger Nachweis von Nanoplastik in Fisch und Meeresfrüchten ist bisher jedoch nicht gelungen.
Neben Fisch und Meeresfrüchten wurden auch in Milch, Fleisch, Eiern und Honig Hinweise auf Plastikpartikel gefunden. Nach derzeitigem Wissensstand ist es laut Bundesinstitut für Risikobewertung unwahrscheinlich, dass von Mikroplastik in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für die Menschen ausgehen. Zur wissenschaftlichen Absicherung ist jedoch noch weitere Forschung, etwa zur Wirkungsweise und zu den Aufnahmepfaden, nötig.
Literatur
1. Süssmann J, Fischer EK, Hildebrandt L, et al.: Nile red staining for rapid screening of plasticsuspect particles in edible seafood tissues. Anal Bioanal Chem 2024; 416(14), 3459–71.
2. Süssmann J, Walz E, Hetzer B, Greiner R, Fischer EK, Rohn S, Fritsche J: Pressure-assisted isolation of micro- and nanoplastics from food of animal origin with special emphasis on seafood. JCF 2025.
3. Süssmann J, Krause T, Fischer EK, et al.: Microplastics in fresh and processed seafood – A survey of products sold in Germany. Food Control 2026; 179, 111565.
Quelle: Max Rubner-Institut, Pressemeldung vom 18.07.2025
⇒ Mikroplastik im Gehirn? BfR bewertet neue Studie – bislang keine Hinweise auf gesundheitliche Risiken. www.bfr.bund.de/mitteilung/mikroplastik-im-gehirn-bfr-bewertet-neue-studie-bislang-keine-hinweise-auf-gesundheitliche-risiken/
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2025 auf Seite M526.