Welternährung: UN-Gipfel zu Ernährungssystemen

Weltweit hungern 733 Mio. Menschen, während über eine Milliarde stark übergewichtig sind. Gleichzeitig zerstört unser Ernährungssystem Ökosysteme, treibt den Klimawandel voran und gefährdet unsere Gesundheit. Es vertieft Ungleichheiten – auf Kosten von Mensch und Umwelt.

Vom 27. bis 29. Juli 2025 kamen Regierungen aus aller Welt in Äthiopien zum 4. UN-Bilanzgipfel zu Ernährungssystemen (UNFSS+4) zusammen. Beim ersten UN-Gipfel zu Ernährungssystemen (UNFSS) im Jahr 2021 versprachen 118 Staaten, ihre Ernährungssysteme umzugestalten, indem sie entsprechende nationale Strategien (national pathways) entwickeln. Vier Jahre später sind in einigen Ländern Fortschritte zu sehen. Doch es fehlt an ausreichender Finanzierung für die Umsetzung. In anderen Ländern hingegen bleibt der UNFSS-Prozess weitgehend wirkungslos. National pathways bestehen oft nur aus einer Ansammlung bestehender Programme, ohne echte Neuausrichtung.

In vielen national pathways ist das Recht auf angemessene Nahrung als verbindliche rechtliche, politische und programmatische Priorität bisher nicht verankert. Die Freiwilligen Leitlinien der Vereinten Nationen zum Recht auf Nahrung1 bieten dafür einen wichtigen Rahmen: Sie fördern gerechten Zugang zu nahrhaften Lebensmitteln, stärken benachteiligte Gruppen und unterstützen nachhaltige Landwirtschaft. Wenn Reformen sich an diesen Leitlinien orientieren, können Regierungen und Akteure inklusive und widerstandsfähige Ernährungssysteme schaffen – angepasst an kulturelle, ernährungsbezogene und soziale Gegebenheiten, statt auf Einheitslösungen zu setzen.

Außerdem fehlt bisher ein klarer Mechanismus – ein Monitoringsystem –, um die Zusagen der national pathways zu überprüfen, und noch immer ist unklar, wie Erfolge oder Rückschritte nachvollziehbar gemessen werden sollen.

Der UNFSS-Prozess hebt die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Privatsektor, Landwirt*innen, indigenen Gemeinschaften, Zivilgesellschaft und Wissenschaft hervor. Doch in der Praxis findet sie selten statt. In Peru und Nepal z. B. arbeiten Regierung und UN zwar eng zusammen, doch die Zivilgesellschaft bleibt weitgehend außen vor. Die Beteiligung unterschiedlichster Gruppen insb. von marginalisierten Akteuren ist unzureichend. Das schwächt nicht nur die nationalen Prozesse, sondern untergräbt die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit des gesamten UNFSS-Prozesses.

Globale Herausforderungen erfordern gemeinsame Anstrengungen. Doch parallele und doppelte Prozesse machen die Arbeit unübersichtlich und ineffektiv. Das wichtigste multilaterale Forum für Ernährungspolitik, der UN-Welternährungsausschuss (CFS), hat wegweisende Beschlüsse für die Transformation der Ernährungssysteme gefasst. Deren Umsetzung durch die Mitgliedstaaten bleibt jedoch oft aus. Die UNFSS national pathways und die Globale Allianz gegen Hunger und Armut (GAHP) sollten stärker an den politischen Leitlinien des CFS ausgerichtet werden. Globale Prozesse können einen wichtigen Beitrag leisten, wenn sie Ressourcen bündeln, sich gegenseitig ergänzen und mit bestehenden regionalen Initiativen abgestimmt sind.

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1 Voluntary guidelines | Right to food | Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO)

Quelle: Welthungerhilfe e. V., Positionspapier „UN-Gipfel zu Ernährungssystemen: Vom Reden zum Handeln“ vom 16.07.2025



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 9/2025 auf Seite M528.

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