Epidemiologie: Pflanzenbetonte Ernährung kann das Leben mit Typ-2-Diabetes verlängern
- 15.10.2025
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- Redaktion

Bislang war unklar, ob eine pflanzenbetonte Ernährung, bei der vorrangig Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen gegessen werden, auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes einen klaren Überlebensvorteil bringt. Ernährungsberater*innen ermutigen zwar zu einer vegetarischen bzw. pflanzenbetonten Ernährung, doch stammen viele Belege aus der Allgemeinbevölkerung und nicht speziell aus Diabetesstudien. Ein Forschungsteam des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Düsseldorf und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) ist nun dieser Frage nachgegangen und hat die Daten von 4829 Teilnehmenden mit Typ-2-Diabetes aus der UK Biobank untersucht – einer der größten Gesundheitsstudien weltweit. Die Gesundheit der Teilnehmenden wurde über mehr als 11 Jahre verfolgt [1].
Dabei zeigte sich: Personen mit einer stark pflanzenbetonten Ernährung hatten ein um 21 % niedrigeres Sterberisiko als jene, die weniger pflanzliche Lebensmittel verzehrten. Hingegen war eine ungesunde pflanzenbetonte Ernährung – geprägt von raffinierten Getreideprodukten, gezuckerten Getränken und frittierten Lebensmitteln – mit einem um 24 % erhöhten Sterberisiko verbunden. „Unsere Studie zeigt, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes von einer pflanzenbetonten Ernährung profitieren können – vorausgesetzt, die Ernährung ist qualitativ hochwertig“, betont Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher Geschäftsführer und Sprecher des Vorstands des DDZ sowie Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Pflanzenbetont heißt also nicht automatisch gesünder. Wichtig ist, bewusst auf nährstoffreiche Lebensmittel zu setzen.“
Die Forschenden schauten auch, ob sich die Zusammenhänge in bestimmten Diabetes-Subtypen unterscheiden, da Menschen mit Typ-2-Diabetes unterschiedlich betroffen sein können – etwa was den Zeitpunkt der Diagnose, die Blutglucoseeinstellung oder den Bauchumfang betrifft. Besonders deutlich war der Nutzen einer pflanzenbetonten Ernährung bei Menschen mit höherer Langzeitglucose (HbA1c-Wert), größerem Bauchumfang, frühem Erkrankungsalter oder längerer Krankheitsdauer. „Das deutet darauf hin, dass pflanzenbetonte Ernährungsformen besonders bei Menschen mit ungünstigen Stoffwechselwerten oder erhöhtem Risiko wirksam sind und einen wichtigen Beitrag zu einer personalisierten Ernährungsmedizin für Menschen mit Typ-2-Diabetes leisten können“, erklärt Dr. Sabrina Schlesinger, stellvertretende Direktorin des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ und Seniorautorin der Studie. „Bisher gibt es für Menschen mit Diabetes vor allem allgemeine Ernährungsempfehlungen – personalisierte Empfehlungen wären daher ein neuer und vielversprechender Ansatz“, ergänzt Edyta Schaefer, Erstautorin der Studie.
Literatur
1. Schaefer E, Barbaresko J, Roden M, Kuß O, Schlesinger S: Plant-based dietary patterns associated with reduced risk of all-cause mortality in diabetes subgroups: A Prospective Cohort Study From the UK Biobank. Diabetes Care 2025.
Pflanzenbetonte Ernährung
Pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse stehen im Mittelpunkt. Allerdings gibt es Unterschiede: Eine gesunde Form umfasst viel Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse. Eine weniger gesunde Form basiert stärker auf Weißbrot, Süßwaren oder frittierten Snacks. Auf tierische Lebensmittel wird nicht vollständig verzichtet.
Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum, Pressemeldung vom 12.09.2025
Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 10/2025 auf den Seiten M594 bis M595.