Ernährungsforschung: Adipositas bei Kindern - Väter spielen nur geringe Rolle in der Forschung

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Vaterrolle in der Familie stetig verändert, Männer übernehmen heute mehr Verantwortung bei der Kindererziehung. Wissenschaftler von der Harvard T. H. Chan School of Public Health und der Universität von Albany zeigen allerdings in einem systematischen Review und einer Inhaltsanalyse, dass deutlich mehr Mütter als Väter in die Erforschung von Kindererziehung und kindlicher Adipositas einbezogen werden [1, 2].

Dr. Kristen DAVISON et al. werteten über 600 Beobachtungsstudien aus. In mehr als 300 der über 600 Studien wurden sowohl Mütter als auch Väter involviert. In lediglich 57 Studien wurden die Ergebnisse jedoch auch getrennt nach Vätern und Müttern gegliedert. Bemerkenswert war zudem, dass 36 % der Studien ausschließlich Mütter und nur 1 % der Studien ausschließlich Väter einschloss.
Laut DAVISON et al. fehlt es eindeutig an Arbeiten, die den Einfluss von Vätern auf das Gesundheitsverhalten von Kindern untersuchen – insbesondere auf deren Ernährung. Um wirksame Familieninterventionen zur Vermeidung von Adipositas bei Kindern zu entwickeln seien solche Studien jedoch notwendig, denn aktuelle Programme basieren nur auf den Ergebnissen für Mütter und dürften somit keine angemessenen Strategien für Väter enthalten. Dies kann die Beteiligung eines Vaters an Adipositas-Prävention und Behandlungsprogrammen erschweren. Zudem tendierten die Studien mit Väter-Berücksichtigung eher dazu, Familien mit einem geringen Einkommen, Minderheiten oder solche, die Lebensmittelunterstützung erhalten, auszuschließen. Um Väter zur Teilnahme zu ermutigen sei es wichtig, explizit Väter und nicht „Eltern” anzusprechen und Online-Tools zu nutzen.

Literatur: 
1. Davison KK et al. (2016) Fathers’ representation in observational studies on parenting and childhood obesity: a systematic review and content analysis. Am J Public Health [published online September 15, 2016]
2. Davison KK et al. (2016) Fathers’ perceived reasons for their underrepresentation in child health research and strategies to increase their involvement. Matern Child Health J [published online 29 July 2016]



Diesen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 11/16 auf Seite M630.

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