Wie man Organoide herstellt, haben Forscher erst vor Kurzem entdeckt. © Wavebreakmedia Ltd / Wavebreak Media / Thinkstock

Diabetes mellitus Typ 1: Heilung per Zelltransplantation?

  • 04.04.2016
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  • Redaktion

Eine neue europäische Forschergruppe unter Federführung der Goethe-Universität in Frankfurt plant im Labor dreidimensionale Zellverbände von Insulinzellen zu entwickeln und mit Partnern aus der pharmazeutischen Industrie ein Produktionsverfahren für deren massenhafte Herstellung zu etablieren.

Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 können aufgrund eines genetischen Defekts oder einer Autoimmunerkrankung kein Insulin bilden. Durch die Transplantation einer intakten Bauchspeicheldrüse könnte man sie heilen, aber die Zahl der Spender-Organe ist begrenzt. Die Idee der neuen Forschergruppe: Intakte Insulinzellen aus Spender-Organen im Labor in Form von dreidimensionalen Zellverbände (Organoide) vermehren und sie anschließend in die Bauchspeicheldrüse von Diabetes-Patienten transplantieren.

Bei Mäusen habe die Methode schon funktioniert, so Dr. Francesco Pampaloni, der das Projekt „LSFM4Life" zusammen mit Prof. Ernst Stelzer am Buchmann Institut für Molekulare Lebenswissenschaften der Goethe-Universität koordiniert.

Organoidproduktion in großem Maßstab
Die Zahl der Kinder Diabetes mellitus Typ 1 steigt in Europa und den USA jährlich um vier Prozent an. © Aiden Franklin / iStock / Thinkstock

Wie man Organoide herstellt, haben Forscher erst vor Kurzem entdeckt. Ausgangspunkt sind adulte Stammzellen, aus denen im Körper Zellen für die Wundheilung oder die Regeneration von Gewebe entstehen. Diese Zellen kann man im Labor durch Zellteilung vermehren und dann zum gewünschten Zelltyp ausdifferenzieren lassen. Die Kunst besteht nun darin, sie in ein Gerüst einzubetten, so dass sie zu dreidimensionalen Gebilden heranwachsen.

Die Organoide sind zumeist kugelförmig, innen hohl und haben einen Durchmesser von rund 20 Mikrometern – etwa halb so viel wie der Durchmesser eines Haars – bis zu hunderten Mikrometern. „Wäre das Gebilde kompakt, bestünde die Gefahr, dass die Zellen im Inneren nach der Transplantation absterben, weil sie vom Zellgewebe des aufnehmenden Organs nicht versorgt werden“, erklärt Pampaloni.

Die Frankfurter Gruppe ist dafür verantwortlich, Protokolle für die Qualitätssicherung zu etablieren, denn das Projekt ist durch die Kooperation mit Industriepartnern in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz von vornherein darauf ausgerichtet, Organoide in großem Maßstab für Arzneimittel zu produzieren.

Zwei Forschergruppen in Cambridge sind darauf spezialisiert, Insulinzellen aus Spender-Organen zu isolieren und Organoide herzustellen, während eine Gruppe von Klinikern in Mailand Methoden zur Transplantation der Organoide entwickelt. Wie bei jeder Organtransplantation wird man auch bei den Organoiden darauf achten müssen, Abstoßungsreaktionen durch das Immunsystem dem Empfängers zu vermeiden. Doch im Laufe der Zeit planen die Forscher, Zell-Banken aufzubauen, aus denen für jeden Empfänger immunologisch passende Zelltypen ausgewählt werden können.

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt

Weitere Informationen auch auf der Homepage des Projekts LSFM4Life.

Video: Organoide der Bauchspeicheldrüse
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