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Online News: Perspektiven für eine nachhaltigere Palmöl-Produktion

  • 08.05.2024
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  • Redaktion

Um den stark gestiegenen Bedarf an Pflanzenfetten und -ölen zu decken, wurden vor allem die Anbauflächen für Palmöl auf Kosten des Regenwaldes drastisch ausgeweitet. Bereits in Heft 4/2024 wurde in dem Basiswissen-Beitrag von Dr. Willenberg und Dr. Matthäus im Rahmen ihrer Serie zu Speiseölen und –fetten Einblick in die Botanik, die Gewinnung, Verarbeitung sowie Nutzung und eine ernährungsphysiologische Bewertung von Palmöl gegeben. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universitäten Göttingen und Hohenheim skizziert nun nachhaltigere Perspektiven für die Zukunft des Ölpalmanbaus, die wirtschaftlichen Wohlstand und Ökologie besser in Einklang bringen sollen.

Palmöl ist ein weitverbreiteter Bestandteil zahlreicher Lebensmittel und Kosmetika. Der Boom des Ölpalmanbaus in Indonesien in den vergangenen Jahrzehnten hat zwar die Lebensbedingungen zahlreicher Landwirte verbessert, dabei aber zum Verlust der biologischen Vielfalt und großflächigen Zerstörung der Regenwälder geführt. Eine Abkehr vom Palmöl ist mittelfristig nicht zu erwarten – zu vielfältig und wirtschaftlich bedeutsam sind seine zahlreichen Verwendungen.

Anbausysteme im Vergleich
Für ihre Studien untersuchten die Forscher*innen verschiedene Anbausysteme im Hinblick auf Artenvielfalt, Ökosystemfunktionen, Bewirtschaftung, Erträge und ökonomische Rentabilität:

  • Kleinbäuerliche Anbausysteme
  • Große Plantagen mit hoher Bewirtschaftungsintensität
  • Große Plantagen mit niedriger Bewirtschaftungsintensität
  • Plantagen mit Mischanbau von Ölpalmen und einheimischen Bäumen

Obwohl die Erträge in industrialisierten Plantagen im Durchschnitt doppelt so hoch waren wie in kleinbäuerlichen, wiesen die ökologischen Indikatoren unabhängig von den Ertragsschwankungen eine erhebliche Variabilität zwischen den Systemen auf. Dadurch ist es möglich, mit entsprechendem Management gleichzeitig hohe Erträge und eine relativ hohe Biodiversität in den Plantagen zu erzielen.

Maßnahme für die ökologische Nachhaltigkeit
Eine Verringerung der Bewirtschaftungsintensität, z. B. durch den Einsatz mechanischer Unkrautbekämpfung anstelle von Herbiziden wie Glyphosat, verbessert die ökologische Nachhaltigkeit, ohne die hohen Erträge der Ölpalmen zu beeinflussen. Zudem fördert eine hohe Waldbedeckung in der umgebenden Landschaft die Artenvielfalt in den Plantagen.

Der gemischte Anbau von Ölpalmen mit einheimischen Bäumen als Agroforstsystem erwies sich ebenfalls als eine vielversprechende Strategie, um den ökologischen Wert der Plantagen zu steigern, ohne ihre Produktivität zu verringern.

Insgesamt empfiehlt das Forscherteam Ertragslücken im kleinbäuerlichen Anbau durch nachhaltige Intensivierung zu schließen, während konventionelle Plantagen die Bewirtschaftungsintensität ohne Ertragseinbußen verringern könnten. Hieraus ergeben sich Optionen, Ökonomie und Ökologie der Palmölproduktion besser in Einklang zu bringen und eine nachhaltigere Zukunft der Palmöl-Produktion zu erreichen.

Literatur:
Wenzel A, Westphal C, Ballauffet J, et al.: Balancing economic and ecological functions in smallholder and industrial oil palm plantations. Proceedings of the National Academy of Sciences 2024; http://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2307220121



Quelle: Georg-August-Universität Göttingen, Pressemeldung vom 16.04.2024

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