Jodsalzprophylaxe: Kein Risiko für Schilddrüsenpatienten und Allergiker!

  • 11.12.2001
  • News
  • Redaktion

Immer wieder wird diskutiert, ob die Jodanreicherung von Lebensmitteln in Form von Jodsalz oder indirekt über die Jodierung von Futtermitteln für bestimmte Personengruppen gesundheitsschädlich ist. In einer aktuellen Stellungnahme weist das BgVV jetzt darauf hin, dass die freiwillige Jodanreicherung von Lebensmitteln weder für Schilddrüsenpatienten noch für Allergiker ein gesundheitliches Risiko darstellt.

Wegen der ungünstigen geochemischen Bedingungen in Deutschland reicht der Jodgehalt der heimischen Agrarprodukte nicht aus, um eine ausreichende Jodversorgung zu garantieren. Und obwohl sich die Situation in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, gilt Deutschland nach wie vor als Jodmangelgebiet. Noch 1996 lag die durchschnittliche tägliche Jodaufnahmemenge bei nur knapp 120 µg. Bei rund 40 % der deutschen Bevölkerung trat als Folge dessen eine Schilddrüsenvergrößerung auf. Besonders gefährdet sind Schwangere, Stillende, Säuglinge und Kleinkinder.

Die Verwendung von jodiertem Speisesalz gilt international als "Methode der Wahl" zur Beseitigung von Jodmangelkrankheiten. Sie wird von nationalen und internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen und in Deutschland seit 1959 praktiziert. Um eine Überdosierung von Jod sicher zu verhindern, wurden in Deutschland Höchstmengen für die Jodanreicherung von Speisesalz (15-25 mg/kg Salz) und Futtermitteln für Tiere (10 mg/kg z. B. für Rinder und Schweine) festgelegt. Über Jodsalz und mit Jodsalz angereicherte Lebensmittel werden seitdem täglich rund 120-140 µg Jod zusätzlich aufgenommen. Ein Zunahme von Schilddrüsenüberfunktionen (Hyperthyreosen) ist dadurch nicht zu erwarten. Das hat sich in der Schweiz gezeigt, wo jodiertes Speisesalz bereits seit 1922 erfolgreich eingesetzt wird.

Werden allerdings sehr hohe Jodmengen (chronisch 2000 µg/d und mehr oder einmalig 100 000 µg/d) aufgenommen, z. B. bei der Gabe von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln, jodhaltigen Medikamenten oder Desinfektionsmitteln sowie beim Verzehr stark jodreicher Algenerzeugnisse, kann dies für Schilddrüsenpatienten und Allergiker ein Gesundheitsrisiko darstellen. Es kann zu einer längerfristigen Blockade der Jodaufnahme in der Schilddrüse und dadurch zu einer Unterfunktion (Hypothyreose) kommen.

Hiervon abzugrenzen ist eine sogenannte Jodüberempfindlichkeit bzw. Jodallergie, die nach der Applikation von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln, Desinfektionsmitteln oder Medikamenten auftreten kann. Dabei wirken großmolekulare Verbindungen, an die das Jod gebunden ist, als Allergene, nicht das Jod selbst. Eine Allergie gegen Jod und Jodsalz ist unbekannt.

Eine ausführliche Stellungnahme des BgVV zur "Jodanreicherung von Lebensmitteln in Deutschland" finden Sie im Internet (Stichwort:Lebensmittel/Nahrungsergänzungsmittel) 12.12.2001

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