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Online News: Tiktok verbietet den Hashtag „SkinnyTok“

  • 14.07.2025
  • News
  • Redaktion

Tiktok hat den Hashtag #SkinnyTok gesperrt und verweist bei entsprechenden Suchanfragen inzwischen auf Hilfsangebote bei Körperwahrnehmungsstörungen. Die dahinterstehenden Inhalte und Ideologien, die extremes Dünnsein idealisieren, sind jedoch unter neuen Namen weiterhin präsent.

In sozialen Medien verbreiten sich Tipps zum Hungern und zur Kalorienreduktion schnell und unkontrolliert, was insbesondere für junge Nutzer*innen problematisch sein kann. Fachleute sehen Plattformbetreiber in der Verantwortung gegen solche Inhalte gezielter vorzugehen.

Der Hashtag „SkinnyTok" wurde kürzlich von dem Social-Media-Konzern TikTok gesperrt.Mittlerweile leitet Tiktok die Suchanfragen #Skinnytok auf eine Seite mit Hilfsangeboten bei Körperwahrnehmungsstörungen um. Der Social-Media-Konzern reagiert damit auf Druck von Frankreich und anderen EU-Ländern.

Katrin Giel vom Universitätsklinikum Tübingen ist der Meinung, dass Social-Media-Konzerne sehr viel stärker in die Pflicht genommen werden müssen, schädliche Inhalte zu sperren. Die Psychologin hält das Verbot daher für richtig, betont allerdings auch, dass Nutzerinnen und Nutzer schnell neue Wege finden, ihre Inhalte zu verbreiten, etwa unter #SkinnyTalk. „Junge Menschen wollen gerne Anerkennung durch eine Gruppe von Gleichgesinnten oder Gleichaltrigen und das kann gefährlich werden in solchen SkinnyTok-Communities, denn dort bekommt man vor allem Anerkennung, wenn man dem Dünnsein nacheifert“, erklärt Giel.

Der Trend, extrem dünn zu sein, ist natürlich nicht neu. „Die Verbreitung dieser Schönheitsideale über das Internet gibt es seit vielen Jahren, in den letzten Jahren nun vermehrt über Social Media Plattformen“, sagt Giel. Allerdings gibt es in der aktuellen Bewegung Unterschiede zu früheren Internetseiten wie Pro Mia (Mia steht hier für Bulimia nervosa) und Pro Ana (für Anorexia nervosa): „In sozialen Medien bekommt man schnell eine Abfolge von vielen Bildern präsentiert. Es gibt Studien, die nachgewiesen haben, dass solche bildbezogenen Inhalte deutlichere Wirkungen haben, als wenn man lange Texte lesen muss oder zum Beispiel längere Zeit ein Bild anschaut“, erklärt Stefanie Horndasch von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Evangelisches Klinikum Bethel. Zudem müsse man die Internetseiten aktiv aufsuchen, die Social-Media-Inhalte bekomme man gegebenenfalls unfreiwillig vorgeschlagen.

Horndasch betont jedoch, dass Essstörungen multifaktoriell bedingt sind. „Nicht jede Jugendliche, die sich solche Inhalte anguckt, wird magersüchtig.“ In dem Verbot des Hashtags sieht Horndasch ein positives Zeichen. Für ein generelles Verbot von sozialen Netzwerken für Jugendliche spricht sich Horndasch jedoch nicht aus: „Es gibt viele positive Seiten von Social Media“, betont sie. Darunter fiele etwa die Kommunikation, oder das Einholen von Informationen. So fänden sich zum Beispiel auch Inhalte zur Bewältigung von Essstörungen oder Depressionen auf TikTok. Wichtiger sei es zum Beispiel Fotos und Videos, die mit einem Filter bearbeitet worden sind, zu kennzeichnen, wie es bereits etwa in Frankreich passiere. „Bearbeitete Inhalte wirken sich oft anders auf die Psyche aus als realistische Bilder. Oftmals erkennen Jugendliche gar nicht, was bearbeitet ist und was nicht.“


Quelle: Deutsches Ärzteblatt, Pressemeldung vom 06.06.2025

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