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Schwangere bei der Blutzuckermessung: Gestationsdiabetes ist eine Form des Diabetes, der sich während einer Schwangerschaft entwickeln kann. © pojoslaw / iStock / Thinkstock

Gestationsdiabetes: Fetus zeigt langsamere Hirnreaktion

  • 22.10.2015
  • News
  • Redaktion

Eine Forschergruppe verschiedener Institutionen zeigt in einer kürzlich veröffentlichten Studie, dass das Gehirn bei Kindern von Schwangeren mit Gestationsdiabetes langsamer auf Töne eine Stunde nach einer Mahlzeit reagiert. Dieses Ergebnis legt nahe, dass eine sogenannte Insulinresistenz im Gehirn möglicherweise schon in utero angelegt sein könnte.

Für die Studie wurden 40 Schwangere in der Diabetesambulanz und der Frauenklinik des Universitätsklinikums Tübingen rekrutiert, davon zwölf mit Gestationdiabetes. Die Untersuchung beinhaltete drei Messzeitpunkte: Eine Nüchternmessung, nach der die Teilnehmerinnen die Zuckerlösung zu sich nahmen, dann eine Messung eine Stunde nach der Glukoseaufnahme und eine weitere Messung zwei Stunden nach Glukoseaufnahme.

Zu jedem Messzeitpunkt wurde mittels fetaler Magnetoenzephalographie, einer Methode zur nicht-invasiven, passiven Messung fetaler Hirnaktivität, die fetale Hirnreaktion auf einen wiederholt präsentierten Ton gemessen und die Reaktionszeit des Gehirns bestimmt. Zusätzlich wurde bei der Mutter zu jedem Messzeitpunkt Zucker und Insulin im Blut gemessen.

Prägung des fetalen Stoffwechsels durch die Mutter

Eine Stunde nach Glukoseaufnahme zeigte sich eine langsamere fetale Reaktion auf Töne in der Gruppe der Gestationsdiabetikerinnen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Zu den anderen beiden Messzeitpunkten zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen. Die Autoren schließen daraus, dass die fetale Hirnfunktion vom mütterlichen Stoffwechsel beeinflusst wird.

Die Forscher nehmen außerdem an, dass eine Prägung des fetalen Stoffwechsels durch den der Mutter stattfindet, die Konsequenzen für das spätere Diabetes- und Übergewichtsrisiko des Kindes haben kann. Eine Schlüsselrolle könnte hier der erhöhte Zucker- und Insulinspiegel der Mutter und des Kindes haben.

Die Ergebnisse dieser Studie erweitern die bisherigen Erkenntnisse zur Bedeutung von verminderter Insulinwirkung im Gehirn für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2, da sie darauf hinweisen, dass möglicherweise eine sogenannte Insulinresistenz im Gehirn schon in utero angelegt sein könnte. 

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen via idw



Weitere Informationen

Diese Forschung wurde unterstützt durch das Deutsche Diabeteszentrum, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (TR-SFB 654 “Plasticity and Sleep”) und die Helmholtz Allianz.

Originalpublikationen
Katarzyna Linder, Franziska Schleger, Isabelle Kiefer-Schmidt, Louise Fritsche, Stefanie Kümmel, Martin Heni, Magdalene Weiss, Hans-Ulrich Häring, Hubert Preissl und Andreas Fritsche (2015). Gestational Diabetes Impairs Human Fetal Postprandial Brain Activity. Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. Early Release, jc.2015-2692

Martin Heni, Stephanie Kullmann, Hubert Preissl, Andreas Fritsche, Hans-Ulrich Häring (2015). Impaired insulin action in the human brain: causes and metabolic consequences. Nature Reviews Endocrinology. Advanced Online Publication, doi:10.1038/nrendo.2015.173 

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