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Gewichtsverlust durch Einsatz von Darmröhrchen

  • 28.10.2013
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Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München zeigten in Kooperation mit der Universität Cincinnati, USA: Ein schmales Rohr im Dünndarm führt zu einer verringerten Nährstoffaufnahme und damit zu reduziertem Körpergewicht und weniger Fettmasse. Zusätzlich kommt es zu einem verbesserten Fett- und Zuckerstoffwechsel. Die Methode ist eine Alternative zu operativen Eingriffen der bariatrischen Chirurgie. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Gut“ veröffentlicht.

 Chirurgische Methoden, wie etwa ein Magenbypass, gehören zu den effektivsten Maßnahmen in der Therapie der Adipositas. Zudem führen sie zu einer verringerten Insulinresistenz. Allerdings sind dies häufig große operative Eingriffe, die unumkehrbar sind. Die Wissenschaftler um Dr. Kirk HABEGGER vom Metabolic Disease Institute an der Universität Cincinnati und Prof. Dr. Matthias TSCHÖP, Scientific Director des Helmholtz Diabetes Center (HDC) am Helmholtz Zentrum München (HMGU), Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD), haben nun eine wesentlich schonendere Therapiemethode bei vergleichbarer Effektivität entwickelt.

Ein flexibles, als DES (duodenal-endoluminal sleeve) bezeichnetes Röhrchen, welches in den Dünndarm eingebracht wird, führt im Tiermodell zu einem deutlich reduzierten Körpergewicht und verringerter Körperfettmasse. Zudem verbessern sich auch der Fett- und der Zuckerstoffwechsel. Als mögliche Ursache hierfür sehen die Wissenschaftler eine blockierte Nahrungsaufnahme im Bereich des Röhrchens sowie ein reaktives Schleimhautwachstum in den übrigen Darmabschnitten, welches zu einer verbesserten Nahrungsverwertung führt. Der Vorteil dieser Methode liegt in der unkomplizierten und risikoarmen Anwendung des Darmröhrchens, das zudem jederzeit wieder entfernt werden kann.

Damit gilt das Verfahren als ein vielversprechender neuer Therapieansatz für Adipositas und Diabetes. Weitere Studien sollen nun klären, welchen Einfluss das Darmröhrchen und der Gewichtsverlust auf hormonelle Regelkreise des Stoffwechsels haben. Das langfristige Ziel ist es, Strukturen zu identifizieren, die therapeutisch genutzt werden können, um die beobachteten Effekte des Röhrchens nachzuahmen oder zu verstärken.
Literatur: Habegger KM et al. (2013) Duodenal Nutrient Exclusion Improves Metabolic Syndrome and Stimulates Villus Hyperplasia, Gut [doi:10.1136/gutjnl-2013-304583] URL: gut.bmj.com/content/early/2013/10/08/gutjnl-2013-304583.full
Quelle: Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Pressemeldung vom 10.10.2013 (28.10.13)

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