OECD-Gesundheitsdaten 2009 – Deutschland im Vergleich

  • 28.12.2009
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  • Redaktion

Deutschlands Gesundheitssystem ist extrem leistungsfähig, aber teuer. In vielen OECD-Ländern sind die Menschen gesünder, leben länger - und das bei geringeren Kosten. Viele Jugendliche leben ungesund. Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

In Deutschland beliefen sich die Gesamtausgaben für Gesundheit im Jahr 2007 auf 10,4 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und lagen damit um mehr als 1,5 % über dem Durchschnitt der OECD-Länder. Mit Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben von 3588 US-$ (in Kaufkraftparitäten) rangiert Deutschland an 10. Stelle unter den OECD-Ländern und liegt 20 % über dem OECD-Durchschnitt.

Die hohen Kosten führt die OECD vor allem darauf zurück, dass trotz eines starken Abbaus in den letzten Jahren immer noch überdurchschnittlich viele Krankenhausbetten pro Einwohner vorhanden sind. In Deutschland sind es 5,7, im Durchschnitt der OECD-Länder 3,8. Hoch sind auch die Krankenhauseinweisungen. Auf 1000 Einwohner kommen in Deutschland 227 Einweisungen, übertroffen wird die Quote nur von Österreich und Frankreich, das OECD Mittel liegt nur bei 158 Einweisungen/1000 Einwohner. Auch die Aufenthaltsdauer ist mit 7,8 Tagen in Deutschland vergleichsweise lang (OECD-Mittel 6,5 Tage, Dänemark 3,5 Tage).

Überdurchschnittlich hoch sind laut OECD auch die Ausgaben für Medikamente, Ärztehonorare und Verwaltungskosten. Letztere sind mit 5,7 % der Gesundheitsausgaben deutlich höher als in den meisten anderen OECD-Ländern. Bei einem vergleichbaren Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP machen in der Schweiz die Verwaltungskosten nur 4,8 % der Gesamtausgaben aus, in Österreich sogar nur 3,8 %.

Die Gesamtausgaben für Medikamente liegen – bereinigt um die Kaufkraft pro Kopf – um 17 % über dem OECD-Schnitt. Dabei zählen die von den Krankenkassen finanzierten Kosten für Medikamente zu den höchsten in der OECD. Die Arztdichte ist höher als in den meisten OECD-Staaten, extrem stark zugenommen hat auch die Zahl der Arztkontakte. Das führt zu hohen Arzthonoraren.

Der vergleichsweise guten Ausstattung mit Ärzten steht eine eher mäßige Versorgung mit anderem medizinischen Fachpersonal gegenüber. So gibt es in Deutschland pro Arzt weniger Krankenschwestern oder Krankenpfleger als im OECD-Mittel. Zudem ist der Nachwuchs deutlich schlechter gesichert als bei Medizinern. Auf knapp 1000 Krankenpfleger und Krankenschwestern kommen in Deutschland pro Jahr nur rund 30 Absolventen, im OECD-Mittel sind es dagegen 40. Auch die Bezahlung von Krankenschwestern liegt anderes als bei Ärzten nur im OECD-Durchschnitt.

Ungesunde Lebensweise ist in Deutschland in gleichem Maße verbreitet, wie in anderen Ländern. Bei der erwachsenen Bevölkerung liegt der Alkohol- und Tabakkonsum etwa im OECD-Schnitt. Deutschland gehört jedoch zu den wenigen Ländern, in denen der Anteil der rauchenden Frauen in den vergangen Jahren zugenommen hat.

Jugendliche bewegen sich vergleichsweise wenig und essen nur selten Obst. Bei 15-jährigen Mädchen liegt Deutschland mit einem Raucherinnenanteil von 22 % nach Österreich und Tschechien an 3. Stelle in der OECD. Bei dieser Bevölkerungsgruppe hat sich der Anteil der Fettleibigen zwischen 2001 und 2006 verdoppelt und ist damit so schnell gestiegen wie in fast keinem anderen OECD-Land. Quelle: OECD (28.12.09)

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