Gemüsechips werden unter anderem aus Roter Bete, Pastinake, Süßkartoffel oder Karotte hergestellt.© jenifoto / iStock / Thinkstock
Gemüsechips werden unter anderem aus Roter Bete, Pastinake, Süßkartoffel oder Karotte hergestellt. © jenifoto / iStock / Thinkstock

Stiftung Warentest: Vier Gemüsechips-Produkte stark mit kritischen Stoffen belastet

  • 29.08.2017
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Gemüsechips genießen ein gutes Image, dabei sind sie nicht gesünder als Chips, die ausschließlich aus Kartoffeln hergestellt werden. Im Gegenteil: Stiftung Warentest hat 15 Produkte untersucht und neben zu viel Fett, Salz und Zucker vor allem hohe Acrylamid- und Nitratgehalte gefunden.

Im Vorfeld der Untersuchung wollte Stiftung Warentest in einer Onlineumfrage wissen, ob die Teilnehmer die Gemüsealternative für gesünder oder vergleichbar mit Kartoffelchips halten. 40 Prozent (661 von 744 Teilnehmern) halten den Snack tatsächlich für gesünder, 47 Prozent für vergleichbar mit Kartoffelchips. Auch wenn es sich hier um keine repräsentative Umfrage handelt, scheint vielen Verbrauchern nicht bewusst zu sein, dass die verwendeten Gemüsesorten im Nährwertvergleich keinen Vorteil verbuchen können: Die Chips enthalten mehr Fett, mehr Zucker (von Natur aus enthalten) und genau so viele Kalorien wie herkömmliche Kartoffelchips. Im Schnitt sind die bunten Snacks etwas salzärmer, was jedoch vom Hersteller abhängt.

Rote Bete verantwortlich für hohe Nitratwerte

Schon bei Kartoffelchips war Acrylamid lange ein großes Problem, der EU-Richtwert liegt bei 1000 Mikrogramm pro Kilo Chips. Viele Hersteller konnten diesen Wert laut Stiftung Warentest auf unter 50 Mikrogramm senken. Für Gemüsechips gibt es keine festen Vorgaben, hier wird sich an den Vorgaben für Kartoffelchips orientiert – offenbar ohne positiven Effekt auf einige Produkte im Test. 

Von den 15 getesteten Produkten schneiden nur drei mit "Gut" ab, dazu gehören die Seeberger "Veggie Chips", die Funny Frisch "Veggie Chips gesalzen" und die Trafo "Vegetable Chips". Mangelhaft sind die "Clarkys Gemüsechips" von Netto Markendiscount, die "LantChips Vegetable Chips" von Svenska, die "Veg Crisps" von Tyrrells und die "Gemüse-Kesselchips" von Tegut. Letztere erhalten nach dem Bewertungsschlüssel von Stiftung Warentest die schlechteste Bewertung. Besonders problematisch sind die Acrylamidwerte: Sie liegen bei diesen Chips deutlich über dem aktuellen EU-Richtwert für Kartoffelchips von 1000 Mikrogramm pro Kilogramm. Auch die Messung der Nitratgehalte ergab nur ein ausreichendes Ergebnis.

Bei den Chips von Tyrrell sind die Nitratwerte besonders schlecht, was vor allem an den enthaltenen Rote Bete-Chips liegt. Nitrat kann im Körper zu Nitrit und dann unter anderem zu Nitrosaminen reagieren. Viele dieser Verbindungen wirkten im Tier­versuch krebs­er­regend. Laut WHO gelten 3,7 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht als sicher. Die Rote Bete in den untersuchten Tüten der Tyrrell-Chips waren so stark mit Nitrat belastet, dass eine erwachsene Person mit einem Gewicht von 60 Kilogramm bei ausschließlichem Verzehr der Rote Bete-Chips den sicheren Wert um fast das Doppelte überschreitet.  

Quellen: 
Gemüsechips: Kritische Stoffe verderben den Knabberspaß (Stiftung Warentest 9/2017)
Gemüsechips: Kalorienbomben

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