IDEFICS-Studie: Sozioökonomischer Status der Eltern beeinflusst Ernährungsverhalten der Kinder

Ob ein Kind häufiger Gesundes isst oder doch eher zu verarbeiteten oder süßen Lebensmitteln greift, hängt u. a. von der Bildung und dem Haushaltseinkommen der Eltern ab. Dies bestätigt eine neue Studie, die untersuchte, wie sich Ernährungsmuster bei Kindern mit der Zeit ändern und wie diese durch den sozioökonomischen Status der Eltern beeinflusst werden. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sind Mitautorinnen der Studie [1], die jetzt im British Journal of Nutrition erschienen ist.

Um das Ernährungsmuster von Kindern umfassend beschreiben und bewerten zu können, untersuchten Wissenschaftler im Rahmen des von der Universität Bremen und des BIPS koordinierten IDEFICS-Projekts die ernährungs- und lebensstilbedingten Gewohnheiten von 9 301 Kindern und setzten diese mit dem sozioökonomischen Status der Eltern in Beziehung. Bei der Basisuntersuchung waren die Kinder zwischen 2 und 9 Jahren alt, bei der Folgeuntersuchung zwischen 4 und 11 Jahren.

Um Informationen zum Ernährungsverhalten der Kinder zu erhalten, füllten die Eltern einen Food-Frequency-Fragebogen zum Verzehr von 42 Lebensmitteln in den letzten vier Wochen aus. Berücksichtigt wurde dabei nur das Essen, das die Kinder zu Hause zu sich genommen hatten und zu dem die Eltern somit Auskunft geben konnten.

Bei der Auswertung der Fragebögen verglichen die Wissenschaftler die relative Häufigkeit, mit der die Kinder die abgefragten Lebensmittel gegessen hatten. Der Lebensmittelverzehr konnte daraufhin drei Ernährungsmustern zugeordnet werden: Relativ hoher Anteil „verarbeiteter Lebensmittel“ wie Snacks und Fertiggerichte, relativ hoher Anteil „süßer Lebensmittel“ wie Süßigkeiten und gesüßte Getränke sowie relativ hoher Anteil „gesunder Lebensmittel“ wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Es zeigte sich, dass Kinder von Eltern mit hoher Schulbildung und hohem Haushaltseinkommen häufiger dem „gesunden“ und seltener dem „süßen“ Ernährungsmuster zugeordnet werden konnten und Kinder mit Migrationshintergrund häufiger dem Muster „verarbeitete Lebensmittel“.

„Dieses Ergebnis bestätigt, dass sich soziale Ungleichheiten auf die Ernährungsgewohnheiten von Kindern auswirken“, erklärt Dr. Antje Hebestreit, Leiterin der Fachgruppe „Lebensstilbedingte Erkrankungen“ am BIPS. Bislang seien viele Präventionsansätze zu einer gesunden Ernährungsweise wirkungslos, da das soziale Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen nicht genug einbezogen worden wäre. Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen sollten gesundheitspolitisch unterstützt werden, mit dem Ziel, „Kindern aller sozialer Schichten ein gesundes Lebensumfeld zumindest während ihrer Betreuungs- und Unterrichtszeiten zu bieten.“



Literatur: 1. Fernández-Alvira JM, Börnhorst C, Bammann K et al. on behalf of the IDEFICS consortium (2015) Prospective associations between socio-economic status and dietary patterns in European children: The Identification and Prevention of Dietary- and Lifestyle-induced Health Effects in Children and Infants (IDEFICS) Study. Br J Nutr 113: 517–525

Quelle: Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS, Pressemeldung vom 27.04.2015 

www.ideficsstudy.eu
www.ifamilystudy.eu

Den vollständigen Artikel finden Sie auch in Ernährungs Umschau 06/15 auf Seite M316.

Das könnte Sie interessieren
Sternchensuppe weiter
Die Rolle der Ernährungstherapie in der Behandlung von Essstörungen weiter
30 Jahre Diätassistenten-Gesetz: VDD fordert „Novellierung jetzt!“ weiter
Verbände fordern verstärkte Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen zur Steigerung der... weiter
61. Wissenschaftlicher Kongress der DGE weiter
Pflanzliche Speisefette und -öle weiter