Editorial 4/2022: Das Alter gesund und unbeschwert genießen

Gesund alt werden und auch die Zeit nach dem Berufsleben mit möglichst wenig gesundheitlichen Einbußen in vollen Zügen genießen können – wer will das nicht. Dieser starke Wunsch und die geburtenstarke Zahl von „BabyboomerInnen“, die jetzt nach und nach den Ruhestand erreichen, ist auch der Gesundheitsindustrie nicht verborgen geblieben. Mit großem Werbeaufwand wird eine wachsende Anzahl an Produkten für Haut und Haare, Herz, Gehirn und Nerven, Knochen und Gelenke, Leber und Nieren, Magen und Darm oder zur Steigerung der Körperabwehr als Nummer Eins in der Apotheke angepriesen, ohne dass hierzu überzeugende Wirksamkeitsnachweise vorliegen. Bei der tagtäglichen geballten Berieselung ist es nicht verwunderlich, dass die Berücksichtigung der Basics – also eine gesundheitsförderliche Ernährung und Lebensweise – für ein gesundes Altwerden leicht aus den Augen verloren wird.

In dem wichtigen Beitrag von Siebentritt et al. ab Seite M190 in diesem Heft wird gezeigt, dass eine gesundheitsförderliche Ernährung für die überwiegende Mehrheit unserer rüstigen SeniorInnen zwar einen hohen Stellenwert hat. Im Alltag werden aber bestimmte Aspekte einer ausgewogenen Ernährung im Essverhalten häufig nicht oder nur selten berücksichtigt – selbst dann nicht, wenn diese als wichtig erkannt und bewertet werden. Umfangreiches Wissen über die Bedeutung einer gesunden Ernährung ist eine wichtige Voraussetzung, um ältere Menschen für eine stärkere Beachtung bestimmter Aspekte im Essverhalten zu motivieren. Bestehende, erhebliche Diskrepanzen zwischen Bewertung und Beachtung zeigen aber, dass neben einer reinen Wissensvermittlung immer auch Hilfestellung zur praktischen Umsetzung der Ernährungsaspekte im Alltag notwendig ist und dabei individuelle Bedürfnisse und Lebenssituationen sowie mögliche Barrieren zu berücksichtigen sind.
In unserer Fortbildungsserie zum Thema „Mikrobiom, Ernährung, Gesundheit“ wird in dieser und der übernächsten Ausgabe der aktuelle Kenntnisstand dargelegt. Es wird immer deutlicher, dass wir gut daran tun, unsere Darmbakterien zu pflegen und dass es für unsere Gesundheit mehr auf die Lebensmittel ankommt, mit denen wir tagtäglich unseren Verdauungstrakt traktieren und weniger auf irgendwelche wohl angepriesenen und noch dazu teuren Pro-, Prä- oder Synbiotika.
Und vielleicht sind Sie in der Beratungspraxis schon einmal mit dem Begriff „Mind-Body-Medicine“ konfrontiert worden? Verena Buchinger-Kähler stellt in einem Specialbeitrag das dahinterstehende Konzept für die Entwicklung eines gesunden Lebensstils vor. Auch wenn nicht alles evidenzbasiert ist: Es lohnt, sich einige Gedanken darüber zu machen.

Ihr Helmut Heseker



Dieses Editorial finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 4/2022 auf Seite M177.

Das könnte Sie interessieren
Kongressluft, Kongressduft weiter
Schnittstellendialog „From Farm to Fork“ weiter
Definition „pflanzenbasierte Ernährung“ – ein Anstoß zur Diskussion weiter
Erfolgreicher VDD-Bundeskongress für Ernährungstherapie weiter
Gemeinsam stark: Die Kraft des Ehrenamts in unserem Verband weiter
Prof. Dr. Heiner Boeing neues Ehrenmitglied der DGE weiter