Repräsentative Erhebung von Praktiken zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in deutschen Privathaushalten
- 12.11.2025
- Print-Artikel
- Vera Lange
- Jasmin Godemann
Peer-Review-Verfahren / Manuskript (Original) eingereicht: 20.01.2025; Überarbeitung angenommen: 25.04.2025
Einleitung
Die Entstehung von Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette ist ein Problem mit weitreichenden ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen. Insbesondere in Privathaushalten entsteht mit insgesamt 52 % ein großer Anteil der Gesamtmenge an Lebensmittelabfällen in Deutschland [1]. Angesichts dieses Umfangs kommt der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten eine große Bedeutung zu. Vor diesem Hintergrund werden Praktiken zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung wie Einkaufsplanung, systematische Lagerung und Umgang mit Speiseresten in der Literatur als mögliche Lösungen diskutiert [2, 3].
Diese Praktiken werden in öffentlichen medialen und politischen Diskussionen von diversen Initiativen aufgegriffen und kommuniziert. Kampagnen wie „Zu gut für die Tonne“ (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE) [1] setzen sich dafür ein, das Bewusstsein für das Thema zu schärfen und Verbraucher*innen durch praktische Tipps und Ratschläge bei der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung zu unterstützen. Dabei liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der Informationsvermittlung zur Ausführung von Praktiken innerhalb des Privathaushalts, bspw. dem Planen von Mahlzeiten, dem sachgemäßen Lagern von Lebensmitteln oder der Weiterverwendung von Lebensmittelresten [1]. Trotz dieser Entwicklung zeigt sich, dass die Menge der entsorgten Lebensmittel in Privathaushalten nach wie vor zu hoch ist [1] und Änderungsbedarf besteht. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit diese medial kommunizierten Praktiken zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung bereits im Alltag der Menschen integriert sowie in Privathaushalten in Deutschland verbreitet sind und wie sich diese Praktiken gestalten. ...
Abstract
Vor dem Hintergrund des globalen Problems der Lebensmittelverschwendung werden Praktiken zur Verringerung dieser, bspw. Aufbewahren und Weiterverwenden von Resten, als mögliche Lösungen diskutiert. Bisher ist jedoch nur wenig darüber bekannt, wie verbreitet diese Praktiken in deutschen Privathaushalten sind. Daher wird in der vorliegenden Studie das Ausmaß der Integration dieser Praktiken untersucht. In Anlehnung an die Theorie der sozialen Praktiken wurde ein quantitativer Fragebogen entwickelt, um die Integration von Praktiken zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung in den Alltag deutscher Privathaushalte zu erheben. Die repräsentative Online-Befragung wurde im Dezember 2022 mit 2172 Teilnehmenden durchgeführt. Die Umfrageteilnehmenden berichten, dass sie die Praktiken zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung regelmäßig anwenden und sich dabei sehr kompetent fühlen. Dabei wird insbesondere der Einfluss situativer Umstände als hinderlich genannt. Die Daten verweisen darauf, dass Praktiken zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung als gesellschaftlich akzeptiertes Wissen reproduziert werden. Jedoch werden sie nicht in routinierten Handlungen umgesetzt, worauf die immer noch hohen Zahlen zur Lebensmittelverschwendung hindeuten. Daraus lässt sich schließen, dass zukünftig nicht nur die weitere Verbreitung von Wissen in diesem Bereich fokussiert werden sollte. Vielmehr müssen die Dynamik der Praktiken und die zugrunde liegenden Normen Berücksichtigung finden.
Den vollständigen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 11/2025 auf den Seiten M661 bis M669.
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