Kuhmilch(-produkte) und pflanzliche Milchalternativen in einer nachhaltigeren Ernährung
- 12.12.2024
- Print-Artikel
- Margrit Richter
- Anne Carolin Schäfer
- Ute Alexy
- Johanna Conrad
- Bernhard Watzl
- für die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
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Peer-Review-Verfahren / Manuskript eingereicht: 30.07.2024. Positionspapiere unterliegen in der ERNÄHRUNGS UMSCHAU, wie auch in vielen anderen Fachzeitschriften, nicht dem Peer-Review-Verfahren, weil es sich bei Positionspapieren bereits um vielfach durch Expert*innen (Peers) bewertete, diskutierte und auf breiter Basis konsentierte Texte handelt.
Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)
Einleitung
Kuhmilch und daraus erzeugte Produkte sind in Deutschland ein häufiger Bestandteil der Ernährung: Durchschnittlich 10 % der täglich zugeführten Energie stammen aus Milch(-produkten) (• Übersicht 1) [1–3]. Im Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gaben 58 % der Befragten an, täglich Milchprodukte zu konsumieren [4]. Da diese essenzielle Nährstoffe liefern, insbesondere Calcium, Jod, Vitamin B12 und Riboflavin (Vitamin B2), und der Verzehr mit einem geringeren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Kolorektalkrebs und Bluthochdruck sowie einer verbesserten Knochenmineraldichte assoziiert ist, sind Milch(-produkte) auch Bestandteil der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) [5].
Mittlerweile sind im Handel zahlreiche pflanzliche Alternativen zu Milch(-produkten) erhältlich. Die größte Gruppe sind dabei die pflanzlichen Milchalternativen (auch als Pflanzendrinks bezeichnet) [6]. Die Verbraucherzentrale NRW registrierte 2021 in einem Marktcheck 71 verschiedene pflanzliche Milchalternativen [7]. Sowohl innerhalb dieser Produktgruppe als auch im Vergleich der pflanzlichen Alternativen zu Milchprodukten gibt es große Unterschiede in der Zusammensetzung der Lebensmittel. Während Pflanzendrinks und Joghurtalternativen vorwiegend auf Basis von Hülsenfrüchten, Nüssen oder Getreide erzeugt werden, ist die Hauptzutat pflanzlicher Käsealternativen in vielen Fällen pflanzliches Öl [8, 9]. ...
Abstract
In diesem DGE-Positionspapier wird die Relevanz von Kuhmilch(-produkten) in der Ernährung dargestellt und pflanzliche Milchalternativen werden im Vergleich zu Kuhmilch in Hinblick auf die Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung, primär Gesundheit und Umwelt, eingeordnet.
Kuhmilch und daraus erzeugte Produkte sind in Deutschland ein häufiger Bestandteil der Ernährung. Sie liefern essenzielle Nährstoffe, insbesondere Calcium, Jod, Vitamin B12 und Riboflavin (Vitamin B2), und haben weitere positive Effekte auf die Gesundheit. Pflanzliche Milchalternativen unterscheiden sich in ihrem Nährstoffprofil erheblich von Kuhmilch, insbesondere, wenn sie nicht mit Nährstoffen angereichert sind. Die Bioverfügbarkeit von zugesetzten Nährstoffen kann variieren. Pflanzliche Milchalternativen enthalten im Vergleich zu Kuhmilch weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterol, teilweise jedoch sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe. Die Heterogenität von pflanzlichen Milchalternativen erschwert die Ableitung allgemeiner Aussagen.
Die Erzeugung tierischer Lebensmittel geht mit erheblichen Umweltbelastungen einher. Im Durchschnitt weisen pflanzliche Milchalternativen im Vergleich zu Kuhmilch niedrigere Werte für Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und Landnutzung auf.
In Anbetracht der positiven Effekte von Kuhmilch(-produkten) auf die Gesundheit des Menschen empfiehlt die DGE deren täglichen Verzehr. Für Personen, die geringere Mengen oder keine Kuhmilch(-produkte) verzehren, oder für einen Verzehr über die empfohlene Menge hinaus, befürwortet die DGE die Verwendung von pflanzlichen Milchalternativen. Dies trägt zur Verringerung der ernährungsinduzierten Umweltbelastungen bei. Bei der Auswahl von pflanzlichen Milchalternativen ist auf die Anreicherung mit essenziellen Nährstoffen (v. a. Calcium, Jod, Vitamin B12 und Riboflavin) oder die Zufuhr dieser Nährstoffe aus anderen Quellen zu achten. Dies gilt insbesondere für Personen, die Kuhmilch ganz oder teilweise durch pflanzliche Milchalternativen ersetzen.
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Peer review Manuscript submitted: 30.07.2024. Position statements in the Ernahrungs Umschau, as in many other journals, are not subject to the peer review process because position statements have already been evaluated, discussed and widely agreed upon by experts (peers).
Dairy and plant-based milk alternatives as part of a more sustainable diet
Position statement of the German Nutrition Society (DGE)
Abstract
This DGE position statement elucidates the significance of dairy (cow’s milk and products produced from it) in dietary habits and provides a contextual framework for the comparison of plant-based milk alternatives (PBMA) with cow’s milk in regard to the dimensions of a more sustainable diet, primarily health and environmental impact.
Dairy is a common component of the diet in Germany, providing essential nutrients, particularly calcium, iodine, vitamin B12 and riboflavin, and exerting other beneficial effects on human health. The nutrient profiles of PBMA differ considerably from that of cow’s milk, particularly in the absence of fortification with nutrients. The bioavailability of added nutrients can vary. PBMA contain less saturated fatty acids than cow’s milk and no cholesterol, but some contain phytochemicals and fibre. The heterogeneity of PBMA complicates the drawing of any definitive conclusions related to health.
Production of animal-source foods has a considerable environmental impact. On average, PBMA have lower values for greenhouse gas emissions, water and land use than cow’s milk.
Given the beneficial effects of dairy on human health, the DGE recommends their daily intake. For individuals who consume minimal or no dairy or who exceed the recommended intake, the DGE advocates the use of PBMA. This contributes to reduce the diet-induced impact on the environment. When choosing PBMA, it is crucial to consider the fortification with essential nutrients (particularly calcium, iodine, vitamin B12 and riboflavin) or to ensure the intake of these nutrients from alternative sources. This is particularly relevant for individuals who opt for PBMA instead of cow’s milk, either partially or entirely.
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode
Den Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 12/2024 auf den Seiten M692 bis M696.